Arzthelfer: Arbeit allein unter Frauen
Christoph Loebelt macht eine Ausbildung zum Arzthelfer. Und fühlt sich wohl dabei.
Krefeld. Routiniert nimmt er Anrufe entgegen, hilft Patienten weiter, macht mit ihnen Allergie- oder Hörtests. Umgeben ist Christoph Loebelt fast nur von Frauen — in der Praxis und auch in der Berufsschule. Der 18-Jährige macht eine Ausbildung zum Arzthelfer — oder zum Medizinischen Fachangestellten, wie es am Montag richtig heißt.
Dass er vor allem mit Frauen zusammenarbeitet, stört ihn überhaupt nicht: „Ich komme gut mit ihnen klar und fühle mich total wohl.“ 21 Mädchen gehen mit ihm zur Schule, vier Frauen arbeiten mit ihm in der Krefelder HNO-Praxis am Dießemer Bruch, in der Loebelt im August seine Ausbildung begonnen hat. Nur die drei Ärzte, die die Praxis leiten, sind ebenfalls Männer.
Dem jungen Mann ist bewusst, dass seine Berufswahl ungewöhnlich ist. „Aber ich wollte das schon immer machen“, sagt Loebelt, der dafür jeden Tag mit der Bahn von Neuss nach Krefeld fährt. „Meine Mama ist Krankenschwester und ich wollte wie sie Menschen helfen.“ Den gleichen Weg hat er aber nicht eingeschlagen. „In einer Praxis ist es persönlicher als im Krankenhaus“, glaubt der Auszubildende.
Warum fast nur Frauen in den Vorzimmern sitzen, weiß Loebelt nicht genau. „Vielleicht, weil das früher so war. Der Arzt war ein Mann, die Helferin eine Frau“, vermutet er. „Dabei verdienen die Helfer höchsten Respekt.“ Immer freundlich müsse man sein, unter Zeitdruck Patienten helfen und auch im Winter, wenn besonders viele Menschen kommen, den Überblick bewahren. Eins hat er schon gelernt: „Das ist kein einfacher Beruf.“ Loebelt ist sich trotzdem sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben: „Wenn man seinen Job liebt, dann macht es auch Spaß.“
Nur Kinder seien irritiert, wenn statt der Arzthelferin ein Helfer hinter dem Tresen sitzt. „’Guck mal, da ist der Arzt’, sagen sie manchmal“, berichtet Loebelt. Seine Kolleginnen sind froh, dass sie männliche Verstärkung haben. „Das ist ganz witzig, mit einem Mann gibt es nicht so viel Gezicke“, sagt Christine Assem. Sie ist seit 14 Jahren in der Krefelder Praxis und hat in dieser Zeit neben Loebelt schon zwei weitere männliche Arzthelfer ausgebildet. Die arbeiten inzwischen allerdings nicht mehr in Krefeld — und darum ist Loebelt wahrscheinlich auch für den Rest seiner Ausbildungszeit allein unter Frauen.