Aschermittwoch: Abschied von der sinnlichen Fleischeslust
Der Aschermittwoch bedeutete Fastenzeit: Es gab gekochte Buchweizen, Brot mit Quark und natürlich Fisch.
Krefeld. Zum „Großen Hahnenköppen Saklopen und Stangenklettern“ lud Gastwirt Holzapfel am Inrath ein. Das war vor 133 Jahren am 4. März 1878. Gemeint waren die damaligen Belustigungen am Rosenmontag. Dabei ging es darum, einem (toten) Hahn mit verbundenen Augen mit einem Säbel den Kopf abzuschlagen. Dem es gelang, konnte sich „Hahnenkönig“ nennen.
Aber der Niederrhein hatte auch anderes Grausames im Brauchtum: Zum „Gänsekönig“ wurde derjenige proklamiert, dem es gelang, einer mit den Beinen auf einer Leine hängenden (lebenden) Gans auf einem Pferd galoppierend den Hals abzureißen.
Diese und andere karnevalistischen Besonderheiten hat der Brauchtums- und Heimarforscher Alois Döring im fünften und letzten Band der Krefelder Stadtgeschichte festgehalten. So auch dem Aschermittwoch. Dieser Tag, so stellt Döring fest, „gilt als Schwellenfest der Fastnacht zur Fastenzeit, er markiert den Übergang von sündiger Fleischeslust zur Besinnung auf ein gottgefälliges Leben.“
Narren und Jecken sollten sich von irdischer Habe und weltlicher Gesinnung reinwaschen und die Sünden des Karnevals hinwegspülen. Am Niederrhein begleiten oder beglitten diesen Tag das Heringschnappen oder öffentlicher Kehraus, Begraben, Verbrennen oder Ertränken der Karnevalsfigur sowie die Geldbeutelwäsche und das Fischessen.
Die Fastenzeit war früher vor allem für die armen Schichten grausam. Sattessen gab es nur Mittags. In Hüls kam dazu „Hölschen Däätsch“ auf den Tisch. Das war gekochter Buchweizen mit Möhrenkraut oder Rübensirup. Abends gab es „Schnii Bruet möt Flöötekies“, eine Schnitte Brot mit Quark. Freitags gab es Fisch. Den Stockfisch kauften die Händler in Bündeln zu 30 Pfennigen ein. Wo Hering gegessen wurde, musste ein einziger Hering für acht Pfennige oft für die ganze Familie für vier oder fünf Köpfe reichen.
Von Kargheit und Stockfisch kann heute keine Rede mehr sein. Das Fischgericht hat sich von der Fastenspeise zum Festessen entwickelt. Statt billigem Stock- oder Klippfisch reichen die Küchenchefs heute opulente Festspeisen für den feinen Gaumen.