Auszeichnung: Diese Krefelder helfen ihren Mitmenschen in Notlagen

Stadt und Polizei ehrten Bürger, die nicht einfach wegschauten und Zivilcourage gezeigt haben.

Krefeld. Zwölf Krefelder waren im vergangenen Jahr zur Stelle, als andere in Not gerieten. Im Ratssaal des Rathauses sind sie gestern von Oberbürgermeister Gregor Kathstede und Polizeipräsident Rainer Furth geehrt worden. Das haben die Bürger erlebt:

Am 4. Januar ist Petra Harms (52) auf dem Heimweg von der Frühschicht im Helios-Klinikum, als sie einen Mann beobachtet, der seine Frau schlägt. Energische fordert sie ihn auf, damit aufzuhören. Der gibt sich noch aggressiver und greift nun auch die 52-Jährige an, bevor er abhaut.

Als am 16. Januar zwei dunkel gekleidete Männer auf einen Flachbau klettern, um dann durch ein Fenster ins die Privatschule Niederrhein einzusteigen, ahnen sie nicht, dass sie von Sibilla Loomans beobachtet werden. Sie ruft die Polizei an und berichtet, wo sich die Täter in dem Haus befinden. Die Beamten können die Männer daraufhin festnehmen.

„Kennt den einer? Der hat mein Handy geklaut!“ schallt es am 7. April durch einen Supermarkt. Ramazan Karacan (25) will dort gerade Geld wechseln und handelt blitzschnell: Erst versucht er, den Dieb festzuhalten. Als dieser flüchten kann, nimmt er die Verfolgung auf und ruft vom Handy die Polizei an. Ständig gibt er den aktuellen Standort durch — selbst, als ihn der Täter mit einem Backstein bedroht. Auf der Tannenstraße kann der Dieb festgenommen werden.

Zwei junge Männer, die am 26. Juni nachts auf dem Weg zu ihrem Auto am Westwall sind, werden plötzlich von einem Quartett angeherrscht: „Rucksack her, oder wir hauen euch auf die Fresse!“ Dem folgen kurz darauf heftige Schläge. Edon Maloku (19), der mit seinem Auto an einer Ampel in der Nähe steht, erkennt die Situation und wird aktiv: Er springt aus seinem Wagen und geht auf die Täter zu. Die lassen daraufhin von ihren Opfern ab und flüchten. Der 19-Jährige hat damit wohl Schlimmeres verhindert.

Am 21. August beobachtet Marco Botho (16), wie vor seinem Zimmer auf der Straße zwei Männer einen anderen zusammenschlagen und dann flüchten. Obwohl er allein zu Hause ist, läuft er nach draußen zu dem Verletzten und erkennt: Der Mann benötigt medizinische Hilfe. So wählt er den Notruf 112 und bleibt bei dem Mann, bis der Rettungsdienst eintrifft. Anschließend stellt er sich der Polizei als Zeuge zur Verfügung.

Am 12. Juni randaliert ein Mann auf offener Straße, reißt an einem Auto das Kennzeichen ab und bschädigt die Stoßstange. Gaston Ekolongo (43) beobachtet das aus dem Fenster seiner Wohnung, rennt nach draußen und hält den aggressiven Täter fest, bis die Polizei da ist.

Am 28. August wird eine Frau auf der Friedrichstraße Opfer eines Handtaschenräubers, der zu Fuß flüchtet. Ein Passant versucht, den Dieb festzuhalten, doch das gelingt ihm nicht. Selma Balbina Castro Costa fährt gerade in ihrem Wagen vorbei und wird auf den Vorfall aufmerksam. Sie bietet dem Opfer an, in ihr Auto zu steigen und den Mann gemeinsam zu verfolgen, was diese dankend annimmt. Sie können zu dem Räuber aufschließen und sprechen ihn so bestimmt an, dass diese die Handtasche wegwirft. Kurz darauf wird er von der Polizei festgenommen.

Lucas Butzmühlen und Nicolai Sitterz (beide 15) verbringen am 25. September den Abend gemeinsam, als sie gegen Mitternacht von draußen laute Geräusche hören. Sie sehen einen Mann, der an der Beifahrertür eines Wagens hantiert und sich auffällig wegduckt, als ein Passant vorbeigeht. Der war offensichtlich in den Wagen eines Nachbarn eingebrochen. Die beiden Jugendlichen informieren erst ihre Eltern und dann die Polizei. Die beiden Väter laufen mit den Söhnen auf die Straße und leuchten den Einbrecher mit einer Taschenlampe an. Als der die Flucht ergreift, laufen die Vier hinterher. Die beiden 15-Jährigen klettern ihm sogar über ein Dach nach. Die Polizei kann den Täter festnehmen.

Am 20. November wird ein Kind auf dem Fußgängerüberweg Ostwall/St.-Anton-Straße ein Kind von einem Wagen angefahren — und der Fahrer haut einfach ab. Arnd Behr (45) und Phillip Lukas Winkler (30) nehmen mit dem Auto die verfolgung auf — und es gelingt ihnen, den Weg zu versperren. Sie ziehen den Beifahrer aus dem Wagen. Der Fahrer allerdings rammt sich den Weg frei.

Als am 17. April in einem Wettbüro am Karlsplatz laute Geräusche zu vernehmen sind, glaubt Sophie Chekurishvili (34) im Nebenraum noch an einen heftigen Kundenstreit. Das ändert sich schnell, als plötzlich ein Schuss fällt — einer von zwei maskierten Tätern hat in einem Monitor geschossen. Die 34-Jährige sieht, dass sich die Anwesenden nebenan auf den Boden legen mussten. Obwohl sie nur wenige Meter entfernt ist, ruft sie die Polizei an und hält die ganze Zeit die verbindung, bis die Beamten eintreffen. So ermöglicht sich die Festnahme der Räuber.