Autor Hans Pleschinski erhält Literaturpreis
Krefeld würdigt seinen Roman „Königsallee“. Autor Hans Pleschinski wird damit ehrenhalber zum Einwohner der Stadt.
Krefeld. Bei „allerbestem Preisverleihungswetter“, so Oberbürgermeister Gregor Kathstede, hat Hans Pleschinski den Niederrheinischen Literaturpreis erhalten. Im historischen Festsaal des Rathauses überreichte das Stadtoberhaupt dem Schriftsteller die Urkunde.
Die Jury hat Pleschinski (geb. 1956) dem Krefelder Rat für seinen Roman „Köngisallee“ vorgeschlagen, in dem eine fiktive Begegnung des Nobelpreisträgers Thomas Manns mit seiner Jugendliebe Klaus Heuser im Düsseldorf der Nachkriegszeit geschildert wird.
Kathstede würdigte den „kunstvollen Umgang mit dem geschriebenen Wort“ und nahm den Schriftsteller in den Kreis der Bürger auf: „Ab heute zählen wir Sie zu den Krefeldern!“ Der Oberbürgermeister betonte, dass die Stadt sich mit diesem Preis, mit der Mediothek und dem Literaturhaus ausdrücklich zur Literatur bekenne.
Er dankte besonders der Kulturstiftung der Sparkasse, die das Preisgeld von 10 000 Euro zur Verfügung gestellt hat — in Zeiten des Nothaushaltes kann die Stadt einen solchen Preis nicht finanzieren.
Zum Gesamtpaket gehörten auch wohlschmeckende Häppchen und Getränke. Michael Rotthoff von der Kulturstiftung der Sparkasse wollte beim anschließenden Empfang nicht ausschließen, dass die Stiftung auch in zwei Jahren für den nächsten Preis (2016) zur Verfügung stehe.
Der Jury zum Niederrheinischen Literaturpreis gehören Verlegerin Dr. Renate Birkenhauer, Literaturkritiker Jens Dirksen (Vorsitz), Literaturwissenschaftlerin Waltraud Fröchte, Schriftsteller Peter Klusen und Kulturdezernent Gregor Micus an. Die ehemalige Direktorin des Fichte-Gymnasiums, Waltraud Fröchte, hielt die Laudatio auf den Preisträger.
„Königsallee“ verkörpert für sie die große Sehnsucht der Bürger nach französischer Lebenskunst und Eleganz — sichtbar im Umschlagfoto. Sie hob besonders eine Szene des Romans hervor, in der eine kleinwüchsige Journalistin der Lübecker Nachrichten den großen Thomas Mann interviewt. „Ein virtuoses Stück“, so sagte sie, „in dem das Teuflische auftritt.“
Weiter bescheinigte sie dem Roman, ein detailliertes Bild der Nachkriegszeit zu zeichnen, die Spannung zwischen Kunst und Leben wiederzugeben und mit sprachlicher Grazie, Humor und Ironie zu formulieren. „Es ist ein heiterer, kluger und ergreifender Roman“, so die Laudatorin. Preisträger Pleschinski dankte für das „fein Ausgedeutete“ und befasste sich in seiner Rede mit einer kleinen Revue des Niederrheinischen im eigenen Werk.
In dem von ihm erstmals umfassend übersetzten Briefwechsel zwischen Friedrich dem Großen und Voltaire kam nicht nur Moyland, sondern auch Krefeld vor. Pleschinski übertrug Briefe der Madame Pompadour: Wieder Krefeld. Schließlich tritt auch in Pleschinskis Utopie eines erfüllten Künstlerlebens eine Kommilitonin aus Krefeld auf.
Mit viel Humor also wickelte Pleschinski einen Werk-Faden mit niederrheinischen Stationen auf, der jetzt beim Literaturpreis angekommen ist. Großer Applaus für einen gut besuchten launigen literarischen Nachmittag.