Barito tippt auf Sieg für Frankreich

Der Orang-Utan hat entschieden. Doch ein hässlicher Verdacht bleibt: Handelt er aus egoistischen Motiven?

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die ominöse Wettmafia vom Balkan hat diesmal nicht ihre Finger im Spiel. Es sind auch keine Gelder auf Schweizer Bankkonten geflossen. Selbst honorige Mitglieder der Fifa stehen nicht unter Bestechungsverdacht. Und doch hinterlässt das fünfte WZ-Affenorakel im Krefelder Zoo einen bitteren Nachgeschmack.

Was ist geschehen? Barito, der junge Orang-Utan mit dem untrüglichen Instinkt, hat zum ersten Mal gegen die deutsche Nationalelf entschieden. Als er am gestrigen Nachmittag sein Gehege betritt, läuft er zielstrebig auf die beiden Riesenbonbons aus Packpapier zu, die fleißige Pflegerhände für ihn vorbereitet haben. Neben Holzwolle befinden sich Nudeln, Trockenpflaumen und Sonnenblumenkerne darin. Eins der Bonbons ist in die deutsche Flagge gewickelt, eins in die französische. Barito hebt beide an.

Dann passiert das Unglaubliche. Mit fast verächtlicher Geste lässt er das schwarz-rot-goldene Bonbon fallen und schleppt das blau-weiß-rote in eine stille Ecke. Dort packt er es genüsslich, beinahe zärtlich aus. Das Orakel hat entschieden: Frankreich wird das heutige Duell im WM-Viertelfinale gewinnen.

Doch unter den ungläubigen Zuschauern macht schnell ein Gerücht die Runde. Schon in wenigen Wochen wird der kraftstrotzende Jungaffe in den Zoo von La Palmyre an der französischen Atlantikküste abwandern — als neuer Zuchtmann einer ganzen Horde von Weibchen. „Es kann sein, dass er versucht, sich dort einzuschleimen“, mutmaßt Zoosprecherin Petra Schwinn. Ein hässlicher Verdacht. Eine Hoffnung jedoch bleibt den deutschen Fans: Vielleicht ist der Mini-Eklat im Krefelder Zoo ein Extra-Ansporn für Jogis Jungs.