WM-Kicker: Ein Duell mit Geschichte
Vor dem Spiel gegen Frankreich treten Autor Pierre Sommet und Schulleiter Jochen Adrian im Kickern gegeneinander an.
Krefeld. Geht das schon wieder los? Wenige Tage nach dem konfusen WM-Auftritt der Nationalelf gegen Algerien ist der deutsche Teilnehmer des WZ-Kickerspiels kurz vor Anpfiff spurlos verschwunden. „Der hat Angst“, schätzt sein französischer Kontrahent Pierre Sommet. Doch dann findet sich Jochen Adrian auf der fünften Etage des Pressehauses — ein Stockwerk zu hoch. Der Kicker steht im vierten.
Wie in der Vorrunde lässt die WZ die künftigen Gegner vorab gegeneinander antreten: Der gebürtige Franzose Sommet, Buchautor und Dozent an der VHS, dreht die blauen Plastikkicker, Adrian, Leiter der Gesamtschule Kaiserplatz, spielt für Weiß. Beide haben sich ausstaffiert. Sommet trägt Baskenmütze und gallischen Hahn, Adrian Hut und Schal in Schwarz-Rot-Gold: „Die stammen von der WM 2006.“
Auch sonst schwingt bei diesem Duell viel Historie mit. Beide Teilnehmer erinnern sich an Sevilla 1982, als Toni Schumacher den Franzosen Patrick Battiston in die Bewusstlosigkeit beförderte. „Dafür muss man sich heute noch schämen“, findet Adrian. Er hat zuletzt vor 16 Jahren mit seinem Sohn gekickert, bei Sommet ist es sogar 40 Jahre her. „Haben Sie in Ihrem Dienstzimmer keinen Kicker?“, scherzt der Franzose. „Nein, da versuche ich Arbeit vorzutäuschen“, erwidert Adrian. Das verbale Warmlaufen ist damit beendet. Anpfiff.
Schnell liegt Adrians deutsches Team dank blitzschneller Angriffe mit 3:0 vorne. Sogar der Torhüter trägt sich in die Torschützenliste ein: „Neuer überzeugt ja heutzutage auf allen Positionen“, sagt Adrian. Doch es wird noch mal spannend: Aus Sommets zentralem Mittelfeld treffen knallharte Schüsse. Nach 3:2 und 4:3 steht es plötzlich 4:4. Das nächste Tor entscheidet. Und — es fällt für Frankreich.
Jochen Adrian hofft dennoch, dass es anders kommt: Er tippt auf einen knappen deutschen Sieg — obwohl er mit der Leistung der Nationalelf hadert: „Das Spiel gegen Algerien war ein Schritt zurück in die Steinzeit. Das war Angsthasen-Fußball“, findet der ehemalige Zweitliga-Handballer Adrian. Die Auftritte der Deutschen bei der WM in Brasilien vergleicht er mit einer Achterbahn: „Mal sehen, ob sie nun hoch oder runter fährt.“
Sommet sieht auch die Spiele der Franzosen mitunter kritisch. Doch er glaubt, dass es gegen „La Mannschaft“, wie das deutsche Team in Frankreich heißt, für einen 2:1-Sieg reicht. „Aber eigentlich kann ich gar nicht verlieren“, sagt der 67-Jährige. „Ich habe die doppelte Staatsangehörigkeit. In meiner Brust schlagen zwei Fußballherzen.“
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