Eine Freundschaft überwindet seit 50 Jahren Ländergrenzen

Im Verein Frauen-Kring tauschen sich Krefelder- und Venloerinnen aus. Das Projekt hat Modellcharakter.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Venlo war die erste Partnerstadt Krefelds. Als Oberbürgermeister Herbert van Hüllen 1964 die Urkunde offiziell unterzeichnete, zog seine Frau Magda mit ihrem ganz eigenen Verständnis von Völkerverständigung nach.

Auf der Ebene von Frauenfreundschaften knüpfte sie an die ehemals guten Beziehungen zwischen Niederländern und Deutschen vor dem Zweiten Weltkrieg an und gründete mit gleichgesinnten Frauen vom Rhein und von der Maas den Frauen-Kring Venlo-Krefeld.

„Es gab viele Ressentiments nach dem Krieg, aber Freundschaft kann Grenzen überwinden“, sagt Helga Honnen. Die bald 90-Jährige Krefelderin ist das älteste Kring-Mitglied, sie kam zwei Monate nach der Gründung hinzu. „Mit zehn deutschen und zehn niederländischen Frauen startete unser Kreis“, erzählt sie.

Heute sind es auf jeder Seite exakt 20, „verschmolzen zu 40“, sagt Honnen. „Wir waren die erste internationale Frauenvereinigung. Es gibt in keiner anderen Stadt Parallelen.“

Bei der Europäischen Union in Brüssel findet der Kring so viel Anklang, dass man ihm Modellcharakter bescheinigt. Die Frauen reisen nach Straßburg, sind zu Gast im Bundestag, erhalten für ihr Wirken viel Lob.

Die vor 50 Jahren festgelegten Statuten haben bis heute Gültigkeit. Friedlich möchten sich die Frauen begegnen, im nachbarschaftlichen Bereich den europäischen Gedanken fördern und dabei die eigene Identität wahren. „Wir deutschen Frauen fühlten uns durch diese Freundschaft immer mehr beschenkt als die Niederländerinnen“, gibt Elisabeth Haubrich zu.

Die derzeitige Präsidentin gehört dem Frauen-Kring seit 25 Jahren an, sie spricht fließend Niederländisch. Anfangs waren die Gespräche schwierig. Politik durfte kein Thema sein. „Doch wir reichten uns die Hände und haben über alles gesprochen. Wir haben viel gelernt von den Venloern, vor allem im sozialen Bereich sind die Niederländer weiter als wir“, sagt Elisabeth Haubrich.

Heute ist die Freundschaft eng und das Miteinander herzlich. Zu den regelmäßigen Treffen im privaten Kreis gehört auch immer ein thematisch anspruchsvolles Referat. Das kann von Musik, Reisen und Literatur handeln, aber auch über Kleinkredite in Afrika informieren. Tagesausflüge stehen ebenso auf dem Programm des Frauen-Krings wie Theater- und Museumsbesuche.

Ihr 50-jähriges Bestehen haben die Damen gerade in Roermond gefeiert. An der großen Kring-Festschrift wird noch intensiv gearbeitet, sie erscheint im Herbst.

Und wenn am Samstag Oberbürgermeister Gregor Kathstede und Burgemeester Antoin Scholten das 50-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit einem Festakt offiziell feiern, sind die Kring-Damen natürlich mit von der Partie.