Baumdoktoren untersuchen Krefelder Patienten
80 Bäume sind in diesem Jahr gefällt worden, jetzt im Herbst kommen weitere hinzu. Regelmäßig wird die Sicherheit untersucht.
Krefeld. Die Mitarbeiter der Stadt Krefeld haben die Säge angesetzt: Gleich fünf kranke Bäume sind in der vergangenen Woche gefällt worden. Das passiert nicht zufällig. Jeder Baum wird von den Baumdoktoren zweimal im Jahr kontrolliert.
"Die Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein, so schreibt es der Gesetzgeber vor", erklärt Franz Filtmann, Leiter der Straßenbaumpflege des Grünflächenamtes. "85000 Bäume sind bei uns elektronisch und auf Karteikarten erfasst, 27000 fallen in unseren Zuständigkeitsbereich", fügt Filtmann hinzu.
Einer der Baumpfleger des Grünflächenamtes ist der gelernte Gärtner Gordon Harkness. Der 47-jährige Brite kam als Dreijähriger aus Liverpool nach Krefeld - in seinen 28 Berufsjahren hat er jeden "seiner" Bäume schon mehr als einmal in Augenschein genommen.
Für die Kontrolle gibt es einen klaren Ablauf: "Am Anfang steht bei jedem Baum die visuelle Kontrolle", sagt Harkness und holt einen Taschencomputer hervor, in dem bis zu 300 Bäume eines Straßenzuges mit ihrer Krankheitsgeschichte gespeichert sind. Von der Baumkrone bis zum Stammfuß sucht der Baumpfleger nach Auffälligkeiten und gleicht die Daten mit dem Computer ab. "Vor allem Pilzfruchtkörper und Maserknollen sind Anzeichen für einen kranken Baum."
Maserknollen sind Geschwüre des Baumes, die nach einiger Zeit absterben und dann Wunden in der Rinde des Baumes hinterlassen. "Das ist wiederum ein Angriffspunkt für Pilze und Flechten", erklärt Harkness. Wenn ein Baum auffällig aussieht, untersucht Harkness ihn mit Schonhammer und Messer.
Klopfend bewegt er sich um den Baum herum, sucht nach Hohlräumen oder schabt mit dem Messer überwucherte Stellen am Baum frei. Doch in diesem Fall ist die Eiche gesund.
Klingt der Baum hohl, kommt modernste Technik zum Einsatz. Mit einem Resistographen wird ein drei Millimeter großes Loch gebohrt und dabei der Widerstand gemessen. "Das sieht aus wie ein EKG beim Arzt", scherzt Gordon Harkness. "Solange die Standsicherheit gewährleistet ist, entscheide ich immer für den Baum", erklärt der Baumpfleger. Manche Pilzarten wie der Riesenporling seien jedoch nur schwer auszumachen und zerfressen die Wurzeln bis der Baum nicht mehr zu retten sei, so der Krefelder.
In diesem Jahr mussten bereits 80 Bäume gefällt werden, da sie die Verkehrssicherheit gefährdeten. "Im Herbst kommen sicherlich noch weitere hinzu, da die Herbststürme für einen kranken Baum sehr gefährlich sein können", berichtet Filtmann. Im Vergleich: 2007, als der Orkan "Kyrill" wütete, mussten 220 Straßenbäume gefällt werden.
"Wir versuchen, für jeden Baum einen Ersatz zu pflanzen", sagt der Leiter der Straßenbaumpflege. Doch das ist meistens erst möglich, wenn auf der Straße Leitungen neu verlegt werden. Denn dann können die langen Wurzeln der alten Bäume beseitigt werden. Und dann sorgen die Baumschützer auch für neues Leben an Krefelder Straßenrändern.