Beatles: Liverpooler Pilzköpfe krempelten die ganze Welt um
Mediothek: Eine Ausstellung zeigt rund 40 Exponate von Werner Meyer und Norbert Buschmann rund um die Fab Four.
Krefeld. Dass Beatles-Fan und Real-Madrid-Mitglied Werner Meyer (65) einst bei der Punk-Rock-Gruppe "Leberzirrhose" aktiv war, erstaunt ein wenig. Zumal er den Pilzköpfen mehr "Lyrik und Romantik" zuschreibt als beispielsweise den Rolling Stones.
Aber auch Feingeist Helmut Schroers (55) sieht die Liverpooler "künstlerisch besser ausgerichtet" als die Konkurrenz. Und auch der vier Jahre ältere Harrison-Fan Helga Krall empfindet die Gruppe als "Offenbarung".
Alle drei eint die Überzeugung, dass die Musik der Beatles für eine ganze Generation der Aufbruch in eine neue Welt war, eine Weltanschauung. Und alle drei haben darüber eine Ausstellung in der Mediothek erarbeitet, die noch bis Ende des Monats auf dem Theaterplatz zu sehen ist.
Den früheren Sparkassen-Kassierer Meyer haben die Lennon & Co. "einfach vom Sofa gehauen". Mediothekleiter Schroers sieht in der Musik der Beatles den "Aufbruch von Strukturen" nach dem Wirtschaftswunder der 50er-Jahre. "Sie haben eine ganze Kultur verändert, das ganze Lebensgefühl."
Helga Krall hat, das gab’s damals noch, ein reines Mädchengymnasium besucht. Und ein Teil ihrer Sozialisation war der Kampf um die Hose. Die war damals nur für Jungs erlaubt und mit den Beatles kamen die Jeans. Ihre Pauker waren "steinalt" und Beatles-Texte statt Shakespeare kamen natürlich nicht in Frage.
Alle drei galten in ihren Elternhäusern mehr oder weniger ausgeprägt als Rebellen. Meyer fuhr mit 17 nach Hamburg und genoss seine Vorbilder im Starclub auf St. Pauli in der Besetzung Lennon, McCartney, Harrison, Sutcliffe und Best. Trug er dabei noch Krawatte, kam er blank und mit vielen bunten Klamotten zum Entsetzen seiner Eltern zurück an den Niederrhein. "So gehst du mir nicht aus dem Hause", waren noch milde Verbote.
Schroers Klavierlehrer reagierte ähnlich. Stücke der Liverpooler auf diesem ehrwürdigen Instrument kamen nicht in Frage. Deshalb stieg er um auf Gitarre. Aus London brachte er bald darauf Stiefeletten und rote Cordjeans mit nach Hause.
Im Hause von Helga Krall eskalierte die Glaubensfrage Beatles zum Kleinkrieg mit dem Vater, der laute Opernarien liebte. Aus dem Kinderzimmer schallte Beat. Das steigerte sich, bis der Vater die Sicherungen rausschraubte. Der Nachwuchs aber verfügte über ein Batteriegerät, das die Schlacht entschied.
Es war das Ende der Ära Adenauer, überlegt Werner Meyer. Gehorsam war eine Tugend. Die Lehrer und später bei der Bundeswehr die Generale, die hatten meist noch eine braune Vergangenheit. "Und dann kamen diese Jungs mit ihrer Musik. Quietschbunte Klamotten, lange Haare, Zigarette, Kasten Bier auf der Bühne. Sie krempelten die ganze Welt um."
Meyer war später in der City-Tanzbar Stammgast. Helga Krall setzte ihre Hosen durch. Ihr Vater hörte Jahrzehnte später auch die Beatles und McCartney-Fan Schroers spielt heute manchmal die Liverpooler Evergreens auf dem Klavier. Wen ähnliche Erinnerungen plagen, sollte sich die kleine und feine Ausstellung in der Mediothek ansehen.