Bei Altenpflege spielt Herkunft eine Rolle

Bislang sind nur wenige ambulante Dienste und Heime auf Menschen mit Migrationshintergrund eingestellt.

Krefeld. Sie leben teils schon sehr lange in Krefeld, auch wenn sie nicht in Deutschland geboren sind. Die Rede ist von den einstigen Gastarbeitern. Viele von ihnen sind inzwischen im Rentenalter und zunehmend auf Pflege angewiesen. „Dennoch nehmen sie weniger Hilfe in Anspruch als Deutsche“, sagt Susanne Tümmers.

Die Sachgebietsleiterin bei der Stadt Krefeld für Seniorenangelegenheiten, Pflege und Wohnen beschäftigt sich intensiv mit dem Thema. „Wir müssen das Pflegeangebot in Krefeld verstärkt nach dem Migrationshintergrund ausrichten“, nennt sie eins ihrer Ziele. Das ist im Landespflegegesetz vorgegeben.

Vor ihrem Zimmer (A 273) im Rathaus am Von-der-Leyen-Platz stecken in einem Aufsteller Informationsflyer zur ambulanten Pflege in Türkisch, Griechisch, Polnisch und Russisch. „Sie werden aber nicht mitgenommen“, sagt Tümmers bedauernd. Gründe hierfür seien vor allem Sprachprobleme, Vorbehalte gegenüber Pflegeinstitutionen, die Unübersichtlichkeit des deutschen Pflegesystems sowie das Vertrauen, dass sich die eigenen Kinder oder Verwandte im Alter um sie kümmern.

Doch auch diese festen familiären Strukturen lösen sich langsam auf. Ambulante Pflegedienste, Kurzzeitpflege wie auch stationäre Altenheime stellen sich zunehmend auf die Betreuung von Migranten ein.

Das beginnt bei der Sprache und reicht bis zu Kenntnissen der jeweiligen Kultur und Religion. „Im Alter, vor allem wenn noch eine Demenz hinzukommt, vergessen die Migranten zunehmend ihre deutschen Sprachkenntnisse und reden nur noch in ihrer Muttersprache“, sagt Tümmers. Das erschwere die pflegerische und medizinische Betreuung. „Ambulante und stationäre Pflegeanbieter reagieren darauf und stellen verstärkt türkische, polnische und russische Pflegekräfte ein.“

Pflegeheime für türkische oder russische Senioren, wie teilweise schon in anderen Städten, wird es in Krefeld nicht geben. Mit Wegfall der Pflegebedarfsplanung haben die Kommunen zwar keine Steuerungsmöglichkeit mehr. Durch die vier Beratungsstellen im Stadtgebiet weiß Tümmers jedoch, wo Pflegebedarf ist. Dieses Wissen gibt sie bei Nachfrage an Investoren weiter.

Damit auch Migranten gut versorgt sind, baut Tümmers weiterhin auf Beratung. Dazu steht sie auch auf dem Wochenmarkt und verteilt Flyer.