Bildhauerei: Zarte Hände machen spröden Stein zu Kunst
Im Krefelder Zoo lernen Anfänger Shona-Skulpturen zu fertigen. Fortgeschrittene vervollkommnen ihr Können im Workshop.
Krefeld. Noch kann man in dem 95 Kilo schweren Stein eine Skulptur nicht erkennen. Nur langsam werden erste Konturen sichtbar. Das harte Material bietet Widerstand, auch wenn es von zarten Händen wie denen von Susanne Borchert bearbeitet wird. Mit Hammer und Meißel versucht sie, die Form eines Kopfes dem Stein anzupassen. Es ist ein Serpentinstein aus Simbabwe, der dort im Tagebau gebrochen wird.
"Zuerst habe ich ihn für einen Speckstein gehalten", gesteht die Übersetzerin mit dem ungewöhnlichen Hobby. "Aber er ist nicht so weich, sondern weist verschiedene Härtegrade auf." Im Rahmen der Ausstellung "Afrikanische Kunst" im Krefelder Zoo werden Workshops angeboten, in denen Anfänger sich an dem spröden Material versuchen, und Fortgeschrittene ihre Fähigkeiten in der Kunst der Bildhauerei vervollkommnen können.
Mit Rat und Tat zur Seite steht ihnen Teachaona Mushonge aus Simbabwe. Dem 23-Jährigen wurde die Shona-Kunst, benannt nach dem gleichnamigen Volksstamm und heute als große zeitgenössische Kunst anerkannt, in die Wiege gelegt. Schon sein Vater bearbeitete den durch verschiedene Farbnuancen auffallenden Stein. Allerdings, so Mushonge, ist er dem hiesigen Klima nicht ganz gewachsen.
Als Gartendekoration sollte er im Winter einen geschützten Platz bekommen. Stolz zeigt er sein "Meisterstück", einen Pelikan, der die Zierde eines jeden Gartens sein könnte. Zu den Fortgeschrittenen gehört Jutta Enders-Ogbeide. Die Kunsttherapeutin lernte Shona-Skulpturen in Simbabwe kennen und war begeistert. "Als ich hörte, dass ein Künstler aus dem Land im Zoo ist, bin ich sofort gekommen." Sie nahm am Sonntag nicht das erste Mal an einem Workshop teil, der übrigens in der zweiten September-Woche wiederholt werden soll.
Dann unter Leitung des niederländischen Bildhauers Johannes Sampers. Enders-Ogbeide, die auch einen Workshop für Kinder im Zoo anbieten möchte, erklärt an ihrer Kopfskulptur, wie schwierig die Bearbeitung ist. "Sie haben nicht nur eine Seite wie bei einem Bild, sondern gleich vier."
Und bevor das fertige Steinwerk in tiefem Schwarz glänzt oder unpoliert seine rauhe Schönheit zeigt, ist Arbeit angesagt. Behauen, feilen, mit Schmirgelpapier polieren und wachsen. Da staubt es schon mal kräftig. Das Resultat lässt dann den geflossenen Schweiß vergessen.