Kreative Brotzeit vom Krefelder Frühstücksbrett
Aus dem Stadtgrundriss fertigt Ingo Grünholz auch Schlüsselanhänger. Dabei studiert er eigentlich Medizin.
Krefeld. Die Liebe vieler Amerikaner zu ihrer Heimat, die sich unter anderem darin zeigt, dass die Umrisse der Bundesstaaten bekannt und im Design beliebt sind, inspirierte Ingo Grünholz. Im September 2014 war er für eine Familienfeier in den Staaten und ließ sich von dieser Idee gleich anstecken. Die Frage, ob sich die Idee mit den Staatsgrenzen der deutschen Bundesländer verwirklichen und verkaufen ließ, konnte er schnell mit einem „Nein“ beantworten. „Das wäre cool für die Städte, habe ich mir gedacht“, erklärt der Krefelder.
Und schon im Oktober 2014 fing er an, Schlüsselanhänger aus Leder zu schneiden, die den Umriss des Krefelder Stadtgebietes haben. „Die Herstellung findet zu Hause am Schreibtisch zwischen den Medizinbüchern statt“, erklärt der Medizinstudent, der im Oktober sein Studium in München abschließen wird. „Ich brauche einen kreativen Gegenpol zum stupiden Auswendiglernen.“
Seine „Schritt-für-Schritt-Manufaktur“ in der Schlüsselanhänger-Herstellung umfasst derzeit schon rund vierzig Modelle. Die Stadtumrisse lädt er sich aus dem Internet herunter, zeichnet sie dann auf Lederstücke und schneidet sie anschließend mit einem Teppichmesser aus. Dann kommen noch eine Öse sowie der Anhängerring und eine Visitenkarte seiner Manufaktur hinzu.
Ein dreiwöchiges Schreinerpraktikum hat den angehenden Mediziner dazu inspiriert, diese Idee auch in Holz zu verwirklichen und so gibt es Stadtumrisse auch als Brettchen — natürlich den Krefelder als ersten. Nüchtern betrachtet sieht der im Osten aus wie eine Hundeschnauze, wenn man das Werk des Designers Grünholz anschaut. Unbehandeltes Buchenleimholz ist der Werkstoff, der in einer befreundeten Werkstatt mit einer computergesteuerten Fräse ausgeschnitten wird.
Die Pflegeanleitung für das Holz steckt im Anhänger mit der mehrdeutigen Beschriftung „Konturen — Kennst du deine Grenzen?“ Darin liest man auch, dass Grünholz sich bei seinem kreativen „Ausgleichssport“ um Nachhaltigkeit bemüht. Pro verkauftes Brett wird in Kooperation mit der Aktion „I plant a tree“ ein Baum gepflanzt.
Dabei ist der Holzverbrauch für seine kreativen Bretter keineswegs so hoch, manche Umrisse kommen mit wenig aus. „Einige Städte geben es gar nicht her, dass man sie nutzt“, meint er. Dabei entstehen beispielsweise so schmale Formen, dass sie für ein Frühstücksbrettchen kaum taugen.
Er bietet auch die Konturen der Insel Norderney. So lang und schmal lässt sich das Brettchen gerade für ein Baguette nutzen oder eine lange Reihe von Weintrauben. Vom Krefelder Stadtgrundriss ließe sich jedoch eine ordentliche Brotzeit genießen.
Wie es mit seiner kreativen Phase weiter gehen soll, weiß er kurz vor seinem Examen schon: „Im Idealfall möchte ich beruflich zweigleisig fahren, auf alle Fälle werde ich dran bleiben.“