Die SPD startet in den Wahlkampf
Elke Buttkereit aus Neukirchen-Vluyn und Nicole Specker aus Uerdingen wollen ihre Wahlkreise direkt holen. Schulz kommt nach Krefeld.
Krefeld. Bislang sind die hiesigen SPD-Kandidatinnen Elke Buttkereit für den Norden und Nicole Specker im Süden meist im Doppel-Pack aufgetreten. Und dieser Strategie bleiben sie auch bei der ersten Pressekonferenz zum bevorstehenden Wahlkampf treu. Ein selbstbewusstes Paar. „Mein Wahlkreis ist in roter Hand. Das soll er auch bleiben“, sagt Elke Buttkereit (50). Als Kandidatin der SPD möchte sie gerne von Siegmund Ehrmann den Wahlkreis übernehmen, der die Städte Moers, Neukirchen-Vluyn und den Norden Krefelds umfasst.
Der in der Region beliebte Bundestagsabgeordnete zieht sich freiwillig aus der Politik zurück. Nicole Specker (47) rüttelt an der tiefschwarzen Bundestagspforte, deren Schlüssel beim CDU-Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling liegt und der seinen Wahlkreis Krefeld I/Neuss II verteidigen will. Ein starker Konkurrent? „Ja, aber auch eine starke Konkurrentin“, reagiert Specker schlagfertig.
Wer sind die beiden SPD-Kandidatinnen, die Krefeld in Berlin vertreten wollen? Warum sind sie wenig bekannt? SPD-Vorstand Ralph-Harry Klaer hat die beiden unter seine Fittiche genommen, moderiert behutsam die Journalistenfragen und springt hilfreich zur Seite, wenn nötig. „Kritik an Politikern ohne Verständnis für die Bürger gibt es doch schon genug. Wir haben bewusst keine Profis, sondern zwei unverbrauchte Kandidatinnen ausgesucht“, betont er. Noch ohne Netzwerk, aber solche, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, berufstätig sind, verheiratet und Familie haben. Bisher treten sie meist gemeinsam auf. Beide lieben Kultur und Karneval, beide sind quirlig und sozial engagiert.
Was wollen sie für Krefeld bewirken? Buttkereit will erreichen, dass der Bund mehr Geld an die Kommunen abführt und die Familien entlastet. „Besser durch weniger Abgaben als durch Steuern und durch kostenlose Kitas.“ Getreu dem SPD-Plan, Eltern mehr Freizeit für Kinder zu verschaffen, ohne dass bei Rückkehr in den Beruf die Karriere leidet. Unterstützen will sie die Infrastruktur, sieht den Straßenverkehr kurz vor dem Kollaps. Und bekennt sich zu Europa: „Ohne Europa ist alles Mist - speziell auch für junge Menschen und für unsere mittelständische Wirtschaft“, sagt sie.
Specker nennt Arbeit, Bildung und Rente als Kernpunkte. „Gute Arbeit“ heißt für sie unbefristet und anständig bezahlt, damit man davon seine Familie ernähren kann und später die Rente reicht. Nach drei Jahren Ausbildung dürfe nicht nur Mindestlohn gezahlt werden, der im Übrigen erhöht werden müsse.
Zudem sollen Männer und Frauen gleich entlohnt werden. Außerdem müsse eine Garantie auf Rückkehr in Vollzeit her. „Rente mit 70 wird mit uns nicht stattfinden und auch nicht unterhalb der 48-Prozent-Linie“, zeigt sie sich kämpferisch und erntet Zustimmung bei Buttkereit und Klaer. Zu schaffen macht ihr die hohe Kinderarmut in Krefeld. „Eine Bildungsoffensive muss her.“ Wie Buttkereit tritt sie dafür ein, alle Kindergartenbeiträge abzuschaffen.
Ansonsten fehlen - das gilt für beide Kandidatinnen - noch Konzepte, wie Verbesserungen umgesetzt werden können oder auch feste Meinungen zu Stadtprojekten wie der Zukunft des Seidenweberhauses. Klaer hilft: Er findet, dass die Variante Renovierung von vielen allzu leichtfertig aufgegeben wurde.
Große Einigkeit herrscht bei den Kandidatinnen und Klaer zu den Chancen ihres Kanzlerkandidaten Martin Schulz. Sie trauen ihrem Zugpferd noch die Wende zu, der Wahlkampf sei noch lang, und das Wählerverhalten wechsle schneller als früher. Im Übrigen habe Schulz seinen Besuch in Krefeld zugesagt, nur der Termin stehe noch nicht fest. Mit der Frage, ob sie eine Koalition mit der Linken eingehen würden, tun sich beide schwer, schließen sie aber letztlich nicht aus - unter gewissen Rahmenbedingungen wie dem Verbleib in der Nato.
Für beide hat der Wahlkampf begonnen, beide wollen traditionelle Pfade verlassen und suchen den direkten Kontakt zu den Bürgern. In ihren Wahlkreisen gehen sie „Klinken putzen“ und suchen Haushalte auf. Specker plant ein Sommerkino unter freiem Himmel und will mit dem Rad den Wahlkreis erobern.