"WZ bewegt" Unterwegs mit Elke Buttkereit (SPD): Die Griffel in der falschen Cola
Auftakt zu unserer neuen Wahl-Serie „WZ bewegt“. Wir radeln oder spazieren mit den Kandidaten durch Krefeld. Und wundern uns, was wir so alles im Nähkästchen finden. Den Anfang macht Buttkereit (SPD).
Krefeld. Der Bundestagswahlkampf ist gerade gestartet, da biegt er schon auf die Zielgerade ein. Unsere Direktkandidaten in den beiden Krefelder Wahlkreisen sind nonstop unterwegs und hängen gleichzeitig herum. An jedem sich bietenden Mast. Dazu Termine, Termine, Termine. Soziale Gerechtigkeit, Wirtschaft, Rente, Frau und Beruf. Aber wer sind die Menschen im Plakate-Wald? Was verbindet sie mit Krefeld, was ist ihr liebster Flecken. Und warum? Können Sie eigentlich Platt oder trinken sie heimlich Kölsch?
Die WZ lädt die Kandidaten auf eine private Tour ein. Mit dem Fahrrad oder per pedes. Dorthin, wo sie sich wohl fühlen und auch mal aus dem Nähkästchen plaudern sollen. Unsere kleine Reihe „WZ bewegt“ zur Bundestagswahl eröffnet ausgerechnet die Nicht-Krefelderin Elke Buttkereit.
Und zwar im Stadtwald. Wieso eigentlich hier und wieso eigentlich zu Fuß? Stützräder kaputt? „Nee“, sagt die kernige Sozialdemokratin und tut, was sie oft und gerne tut: Sie lacht. Einfach zu dicht, der Kalender. Zwischen zwei Terminen mal ebkes auf die Fitz, das klappt nicht, nichtmal für die WZ. „Bin sonst oft mit dem Fahrrad hier. Von uns aus in Vluyn über Hüls, dann Stadtpark und wieder zurück, das ist eine perfekte Runde.“ Ein weitaus größeres Stück Krefeld erarbeitet sie sich noch. „Hüls kenn’ ich besser“, verrät die 50-Jährige. „Da haben wir so nach 18 auch so einiges erlebt.“ Und mit der ihr eigenen Schnodder-Schnute zu unserem Fotografen, der im Weggehen Wünsche äußert: „Wenn Sie in unsere Richtung sprechen, können wir auch was verstehen.“ Und dann lacht Elke Buttkereit.
Keine Frage, die Familienmutter ist ein Typ. In Neukirchen-Vluyn als SPD-Chefin geachtet, im großen Moers respektiert, im noch größeren Krefeld weitgehend unbekannt. Kürzlich war sie beim Weinfest auf dem Dio-Platz in eine Diskussion verwickelt. „Ich habe gesagt, für was ich antrete. Sagt er: Stimmt nicht! Ich frage, wie er darauf kommt und ob er irgendwo etwas anderes gelesen oder gehört habe. Er: Nein, stimmt aber trotzdem nicht.“ Man erreiche halt nur die, die auch wollten. Dafür geht Buttkereit derzeit morgens früh gegen 8 aus dem Haus und kommt gegen 22 Uhr wieder. Erreichen, sich bekannt machen, für ihre Politik werben. Dazu gehört auch ein Spaziergang im Stadtwald.
„Wahlkampf ist ein Marathon, den die Familie mitgehen muss. Und der Arbeitgeber.“ Sie tun es beide, das passt. Buttkereit kommt von der Schüppe. Vater Maurer, Mutter Hausfrau, sie selbst hat es bei Paradies Betten bis zur Abteilungsleitung geschafft. Seit 30 Jahren ist sie im Betrieb, da macht so ein Chef auch mal einen Wahlkampf mit. Sohn Jörn sowieso, der ist stellvertretender Juso-Vorsitzender in NV, Gatte Dirk hat mit der Politik nicht viel an der Mütze, aber ist halt Gatte. Und die Mama ist mit mittlerweile 70 erst kürzlich in die Welt von What’s App eingetaucht, damit sie ihre Tochter zwischendurch mal sieht. Bei Buttkereits ist sonst Mehrgenerationenwohnen angesagt, da setzt sich Abteilungsleiterin Elke mittags an Mutters Esstisch.
„Ich bin glaube ich ein ganz gutes Beispiel dafür, dass Familie und Beruf gut vereinbar sind. Klar, das macht nicht jeder Arbeitgeber mit und das lässt sich politisch auch nicht verordnen. Dass Frauen und Männer für den gleichen Job aber gleich verdienen, das ist eines meiner großen Themen.“ Wie die Infrastruktur: „Es ärgert mich, dass du mit dem Bus kaum von Vluyn nach Krefeld kommst. Wir brauchen moderne Konzepte.“ Außerdem ärgere sie oft die Bürokratie. „Ich habe das Gefühl, dass für jede neue Situation sofort ein Kontrollmittel erfunden wird. Leider vergessen wir dabei, mal zu checken, ob zwei andere dafür wegfallen können. Aber sagen Sie mal, wir wollten doch gar nicht soviel über Politik reden, oder?“
Richtig, also: Wer wird Deutscher Meister, Frau Buttkereit? „Fußball ist nicht so meins. Früher war ich schonmal bei Bayer in der Grotenburg. 6,50 Mark, Vortribüne.“ Heute schaut Familie Buttkereit gern Olympia oder Pferdesport. „Oder wir fahren zum Nürburgring zu Oldtimer-Rennen.“ Die größte Rolle spielt nach wie vor der Karneval. Die SPD-Kandidatin ist als Büttenrednerin berüchtigt. „Das ist meine Leidenschaft, überhaupt der handgemachte Karneval.“ Ihr peinlichstes Erlebnis? „Jaaa, ähhh, doch. Okay: Ich esse immer gern die Zitrone aus dem Colaglas und darf die meiner Freundin auch selbständig rausfischen. Irgendwann bin ich mit meinen Griffeln mal im falschen Glas gelandet. Der Herr hat etwas irritiert geschaut.“ Das schönste? „Die Geburt meines Sohnes.“ Und was, wenn es nix wird mit dem Einzug in den Bundestag? „Dann gehe ich am Montag wieder arbeiten. Oder vielleicht doch erst Dienstag, am Montag will mich mein Chef dann sicher nicht sehen.“
Die Runde ist rum, Elke Buttkereit schaut auf die Uhr. „Noch Zeit für ’nen Kaffee? Ich muss erst in einer halben Stunde weiter.“ Gern, ist ja wirklich unterhaltsam.