Comedy: Sascha Grammel lässt die Puppen tanzen

Schrille Figuren wie die 113 Jahre alte Schildkröte beim Speed-Dating bietet der Komiker bei seinem Gastspiel im König-Palast.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Was haben eine heiratswillige Schildkrötendame, ein frecher Geier, ein Hamburger Professor und ein Außerirdischer gemeinsam? Sie haben „Keine Anhung“?! Richtig, der quirlige Spandauer Comedypreis-Träger Sascha Grammel lud in seine wundersame Fantasiewelt ein.

Schon an den Autokennzeichen rund um den König-Palast ist zu erkennen, dass eine Show auf dem Programm steht, die Fans nicht nur aus Krefeld und Umgebung anlockt. Der König-Palast ist bis auf den letzten Platz ausverkauft: Alle wollen das neue Live-Programm „Keine Anhung“ miterleben.

Der blonde junge Mann schafft es, Jung und Alt in den Stuhlreihen zu begeistern. Bereits vor Beginn der Show kommt der Spandauer Komiker auf das Publikum zu und hilft den letzten Gästen, ihre Plätze zu finden. Dann entführt Sascha Grammel seine Fans in sein Reich: In den nächsten zweieinhalb Stunden bleibt kein Auge mehr trocken.

Als Erstes stattet Adler-Fasan Frederic Freiherr von Furchenstumpf dem Publikum einen Besuch ab. Verkleidet als „El Zorro“ liefert der freche Vogel sich witzige Wortgefechte mit dem Bauchredner. Der will mit Frederic „Koffer packen“ spielen. Der Vogel aber will die Regeln nicht verstehen. Grammel dreht sich zum Publikum und sagt: „Ich muss ihm das jetzt erklären. Ich muss mich also mal kurz mit mir selbst unterhalten. Schon komisch.“ Das Publikum brüllt vor Lachen.

Erscheint Grammel mit einer Puppe auf der Bühne, kann man durchaus erkennen, dass die Figuren mindestens genauso bekannt und beliebt sind wie der Mann, der ihnen seine Stimme leiht. Besonders die niedliche Schildkrötendame Josie begeistert das Publikum. Sie hat sich als Braut herausgeputzt, doch Grammel muss ihr erst noch erklären, was es bedeutet, zu heiraten.

Das ist bei einer schüchternen, 113 Jahre alten Schildkröte, die beim Speed-Dating immer erst ankommt, wenn das Glöckchen schon klingelt, echte Seelenarbeit. Diese Nummer geht nicht nur dem Bauchredner sichtlich ans Herz, sondern auch dem Publikum: Mit lauten „Ohs“ zeigen die Besucher ihr Mitgefühl. Als sie dann mit leiser Pieps-Stimme anfängt, „Willst du mein Freund sein“ zu singen, kommt eine ganz gefühlvolle Stimmung auf.

Nach der Pause, verkündet Grammel, habe die Puppenfamilie Zuwachs bekommen — den unvergleichlichen, außerirdischen Handelsvertreter „Herrn Schröder“. Diese Nummer verschafft ihm besonders viele Lacher, denn im Laufe seiner Darbietung fängt der Comedian an zu lachen und verliert den Faden. Er sieht seine rosa Figur entgeistert an: „Ich bin 40 — und rede mit einer Puppe.“ Das Publikum und Grammel verfallen in schallendes Gelächter - genau solche Situationen machen den Bauchredner so authentisch.

Zwischen seinen Nummern beweist der Spandauer, dass er nicht nur Bauchreden kann: Mit verblüffenden kleinen Zaubertricks, Marionetten- und Jonglierdarbietungen zeigt er seine vielen Talente. Am Schluss kommt der verwirrte Professor Doktor Peter Hacke auf die Bühne und erklärt dem Künstler, dass er das Wasser erfunden habe. Allerdings haben die beiden sich, was das Gestikulieren angeht, nicht ganz geeinigt: „Ja setzten Sie sich doch einen Burger auf den Kopf und machen das selbst“, fordert der Professor schließlich.

Das Publikum belohnt das Mulitalent am Ende mit anhaltendem Applaus im Stehen. Mit einem Lächeln im Gesicht kehren die Zuschauer am späten Abend heim. „Das war wirklich eine einmalige Show. Grammel muss man mal live erlebt haben“, resümiert beispielsweise Kevin Preuschoff, der den Künstler bisher nur aus dem Fernsehen kannte.