Dachdeckermeisterin: Die Frau auf dem Dach ist noch eine Rarität
Michaela Schaub ist die einzige Dachdeckermeisterin in Krefeld. „Wir sind nicht mehr gefährdet als Männer“.
Krefeld. Vor körperlich harter Arbeit und widrigen Wetterverhältnissen darf sie nicht zurückschrecken. Michaela Schaub ist die einzige Dachdeckermeisterin in Krefeld und weiß, dass der Beruf nicht nur positive Seiten hat.
„Unseren Auszubildenden teile ich immer schon am Anfang ihrer Laufbahn mit, dass sie sich darauf einstellen müssen, auch bei Regen, Schnee oder absoluter Hitze acht bis neun Stunden draußen zu sein.“ Dann lacht sie. „Aber natürlich rede ich auch über die vielen Vorteile.“
Schaub liebt ihren Beruf — obwohl sie als Frau eine Ausnahme in diesem Handwerk ist. „Die Rollenverteilung ist immer noch wie vor vielen Jahren“, bedauert sie. „In der Schule wurde uns vermittelt, dass die Mädchen studieren und die Jungs eine Ausbildung machen sollten.“
Doch zum Glück gebe es Ansätze, auch Frauen den Handwerksberuf näher zu bringen — beispielsweise durch Aktionen wie den Girls’ Day. Inzwischen seien zwar mehr weibliche Gesellen im Handwerk zu finden, Meisterbriefe in „frauenuntypischen“ Berufen würden ihres Wissens nach allerdings wenig Frauen erlangen.
„Das Handwerk gilt nach wie vor als schmutzige Tätigkeit. Da ist oft natürlich auch was dran.“ Dennoch hat Schaub ihre Entscheidung nie bereut. „Bisher war es für mich eine tolle Erfahrung. Ich habe wahnsinnig nette Kollegen, von denen ich sehr viel gelernt habe und ohne die ich niemals so weit gekommen wäre.“
Selbstverständlich herrsche auch mal ein rauer Ton bei der Arbeit, aber das sei vollkommen in Ordnung — und doch gebe es es Unterschiede. „Als Frau muss man sich ständig beweisen, um akzeptiert zu werden. Eigentlich sollte man auch ein Quäntchen mehr Wissen haben als die Männer“. Auch die Kunden würden manchmal stutzen, wenn sie die Tür aufmachten.
„Aber wenn sie im Gespräch dann merken, dass ich etwas auf dem Kasten habe, sind sie versöhnt.“ Nicht jeder Betrieb kann Frauen ausbilden, denn dafür werden getrennte Umkleiden, Waschräume und Toiletten benötigt. „Bisher haben wir noch keine Bewerbungen von Frauen erhalten. Es würde aber auch enorme Umbauarbeiten für uns bedeuten, um ein Mädchen auszubilden.“
In dem Bedachungsbetrieb, den Schaubs Großvater 1948 gegründet hat, arbeitet die 31-Jährige mit ihrem Vater und ihrem Bruder. Insgesamt gibt es sieben Mitarbeiter. Gerne möchte Michaela Schaub die Firma irgendwann übernehmen. Auch dafür hat sie 2002 ihren Meisterbrief erworben.
Inzwischen ist sie hauptsächlich im Büro tätig, seit ihre Tochter vor zwei Jahren zur Welt gekommen ist. Lediglich zu kleineren Reparaturaufgaben fährt sie mit zu den Baustellen. Ob sie die Gefahr des Berufs fürchte? „Nein, ich glaube nicht, dass es gefährlicher ist, als Dachdecker zu arbeiten als beispielsweise als Schornsteinfeger“. Sie grinst. „Und Frauen sind auch nicht gefährdeter als Männer.“