Dagmar Zander, die Dame mit den Scherenfingern
Dagmar Zander lehrt Patchwork in der Volkshochschule.
Krefeld. Farben und Formen, Töne und Schattierungen, das sind die Elemente, aus denen ein Patchwork, eine textile Flickenarbeit, entsteht. Dagmar Zander ist eine Meisterin in diesem Fach. "Ich habe schon immer gern genäht", sagt sie, "aber ich habe einen wissenschaftlichen Beruf gewählt. Das wollten meine Eltern so."
Ihre Arbeit mit Nadel und Faden beschränkte sich auf die normalen Anforderungen in einem Haushalt. Viele Jahre hat Dagmar Zander in Düsseldorf an einem chemischen Institut gearbeitet, ihre Untersuchungen haben immer noch Gültigkeit.
Doch als sie neulich mal wieder nach langer Zeit daran vorbeifuhr, hat sie es vor lauter Neubauten fast nicht erkannt: "Das Kapitel ist für mich abgeschlossen".
Dagmar Zander wird im Dezember 70 Jahre alt und konzentriert sich nun ganz auf ihre Hobbys. Ihr wunderschöner Garten mit Obstbäumen und Beeren, mit Teich und Teehäuschen ist eines davon. Eine Südwand ihres Hauses bedeckt eine Passionsblume, deren Stamm schon kinderarmdick ist. Durch die Fenster des kleinen Pavillons kann man schon ihre große Leidenschaft sehen, das Patchwork.
Angefangen hat sie damit vor fast 40 Jahren, als ihre Schwester ein Baby erwartete. Der Nachwuchs bekam eine riesengroße Decke aus lauter bunten Stoffresten. In einem kleinen Fotoalbum bewahrt Dagmar Zander eine Aufnahme ihres Erstlingswerkes auf; doch nicht nur davon. Mitttlerweile sind es unzählige Handarbeiten, die sie gefertigt hat. Zum Beispiel "Aus Großmutters Wäschekiste".
Zu jedem Element aus Spitze und Stickerei, aus Leinen oder Baumwolle, in allen möglichen Schattierungen von Weiß, kann sie eine Geschichte erzählen. Das eine war mal ein Kopfkissenbezug, das andere die Borte eines Taufkleides, ein drittes ein Küchenhandtuch.
Für einen anderen Wandbehang hier im Pavillon hat sie alte Hemden in verschiedenen Farben eingefärbt. "Der ist besonders schön, wenn ich ihn ans Licht halte."
Dann gibt es aber auch noch die Variation der Formen: Zum Beispiel ein Patchwork im Windmühlen- oder eines im Blockhaus-Muster. Oder eine ganz moderne Idee: Neunerlei einfarbige Seide hat Dagmar Zander zu einem Sudoku-Patch zusammengefügt. Hier sind Fantasie und Kreativität gefragt:
"Manche Stoffe liegen so lange bei mir, bis ich genau weiß, was aus ihnen wird." Oben, unter dem Dach, hat sie ihr Arbeitszimmer. Da stehen flache Schachteln mit feinen Seiden, Kartons mit vorbereiteten blauen Baumwollstücken, da liegen auf Fäden gezogene Stoffdreiecke und Pappen für Schablonen.
Von der Decke hängt ein begonnener Entwurf, und in einem Regal versammeln sich lauter Fachbücher. So spezialisiert übrigens, dass auch schon mal Wissenschaftler vom Textilmuseum sich hier Unterlagen ausleihen dürfen. Denn Dagmar Zander teilt ihr Wissen gerne mit anderen.
So hält sie in jedem Semester einen Kurs in der Krefelder Volkshochschule. Plätze in diesen Wochenendseminaren sind höchst begehrt. Und auch ihr Kursangebot zur Quilt-Ausstellung im Textilmuseum war schnell ausgebucht.
Wer sich eine Arbeit von Dagmar Zander anschauen möchte, kann das in der Mediothek. Mit anderen begeisterten Patchworkerinnen hat sie eine Bücherwand gestaltet, ganz aus Stoff, und sie der Mediothek zur Neueröffnung geschenkt.