Der George Clooney vom Kiez im Interview
Der Hamburger Sänger Stefan Gwildis überzeugt Kritiker wie CD-Käufer. Am 14. Juni macht er Station im Seidenweberhaus.
Krefeld. Soul-Klassiker in deutscher Sprache hieß und heißt das Konzept, mit dem der Sänger Stefan Gwildis die Musikszene vom Radiomacher bis zum Kritiker, vom Konzertbesucher bis zum CD-Käufer mit wachsendem Erfolg seit vier Jahren erfreut. Im Januar erschien sein neues Album "Heut ist der Tag", das sich prompt in den Top Ten platzierte. Seit März ist der Hamburger (48) mit dem rauen Charme eines George Clooney auf Deutschland-Tour und macht am 14. Juni Station im Seidenweberhaus.
WZ: Herr Gwildis, vor zwei Wochen ging der 52. Eurovision Song Contest über die Bühne. Sie selbst haben vor zwei Jahren mit dem Lied "Wunderbares Grau" am Vorentscheid teilgenommen, sind aber nur auf dem vierten Platz gelandet. Mit welchen Gefühlen haben Sie den diesjährigen Wettbewerb aus der Distanz verfolgt?
Stefan Gwildis: Ich muss ganz offen gestehen, ich habe nicht viel mitbekommen. Ich hatte Sympathien für Roger Cicero: Ihn kenne ich aus Hamburg, wir haben zusammen schon im Tivoli gesungen. Natürlich habe ich ihm die Daumen gedrückt, aber mit den Stimmen aus dem Ostblock war nichts zu machen. Aber nach wie vor finde ich es gar nicht so wichtig, wer gewinnt. Wichtig hierbei ist der große Austausch von Musikern und Musikstilen.
WZ: Bevor Sie mit Musik Geld verdienen konnten, waren sie unter anderem als Lagerarbeiter und Lastwagenfahrer tätig. Kommt daher auch das Bodenständige in Ihren Liedern und die Liebe zu Hamburg, zum Kiez oder zum Hafen?
Gwildis: Das spielt eine sehr große Rolle. Ich bin mit 17 Jahren zu einer Frau mit drei Kindern gezogen, habe im Hafen viel gearbeitet, um die Familie zu ernähren - ich wollte nicht nur von der Kunst leben müssen. Zum anderen bin ich der Stadt Hamburg sehr verwachsen und habe neben der Arbeit eine Menge Leute kennen gelernt. Meine Oma hatte sogar eine Kneipe am Hafen.
WZ: Ihre Texte drehen sich um Selbstmotivation, ums Loslassen, um Aufbruchstimmung und Neuanfang. Sind das die Themen, die Ihnen auf der Seele brennen?
Gwildis: Auf jeden Fall. Wir leben in einer schweren Zeit, wo man gefordert ist, sich neu zu orientieren. Viele müssen die Stadt verlassen, weil es keine Arbeit gibt. Ich versuche, dass die Menschen motiviert werden und wissen, dass es weiter geht. Gerade nach Konzerten ist es gut zu wissen, dass man geholfen hat. Musik kann etwas bewirken, und das ist wunderbar.
WZ: Abseits der Musik sind Sie auch auf sozi-kulturellen Wegen unterwegs, so beim "Institut für Lösungen" und beim krisengeschüttelten St.-Pauli-Theater. Worum geht es bei diesen Projekten?
Gwildis: Beim "Institut für Lösungen" habe ich mich mit Christian von Richthofen zusammen getan, um mit Jugendlichen Musikprojekte aufzubauen. Mit meinem Kollegen Rolf Claussen spiele ich im St.-Pauli-Theater "Die große Freiheit". Das ist ein Stück über zwei Penner aus Hamburg, quasi das Leben auf des Messers Spitze.
WZ: Was dürfen die Fans an "ihrem Tag" in Krefeld außer dem "Tanzen übern Kiez" oder "Ich bin da" noch erwarten?
Seit seiner Geburt lebt Stefan Gwildis in der Hansestadt Hamburg. Sein Berufsleben begann der Sohn eines Reifenhändlers und einer Hutmacherin mit Stunt- und Fechtszenen am Thalia-Theater.
Er gründete die Theatergruppe "Aprilfrisch", sang bei den Strombolis und sorgte mit der Crash-Show "Auto, Auto" für Aufsehen. 2003 erschien sein erstes Album "Neues Spiel".