Gorilla-Ausbruch auch im Kefelder Zoo?
Absolute Sicherheit gibt es laut Zoo-Direktor Dreßen nicht. Ein Schimpanse und ein Orang-Utan sind über herabgestürzte Äste schon aus ihren Gehegen geklettert.
Krefeld. Soviel Sprungkraft wie dem elf Jahre alten Gorilla "Bokito" im Rotterdamer Zoo, der nach seinem Ausbruch am Freitag vier Menschen verletzte, traut Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen dem 32 Jahre alten Silberrücken "Massa" (schätzungsweise 225 Kilo schwer) nicht zu. "Dann müsste er nicht nur viereinhalb Meter weit über den Graben springen, sondern auch noch einen Höhenunterschied von mehr als anderthalb Metern überwinden. Und das praktisch aus dem Stand."
Im Krefelder Zoo sind Details über die spektakuläre "Flucht" des Gorilla-Mannes im "Diergarden Blijdorp" noch nicht bekannt. "Hat sich das Tier vielleicht an dem Rettungsseil im Wassergraben nach vorn gezogen?, fragt sich Dreßen, und: "Handelt es sich gar um ein Tier, dem Wasser nichts ausmacht? Normalerweise sind Gorillas wasserscheu."
Sicherungsseile in Wassergräben sind bei Menschenaffen-Außenanlagen Standard, nachdem in Hannover vor Jahren ein in den Graben gestürzter Gorilla jämmerlich ertrunken ist: Er konnte im tiefen Wasser keinen Halt finden.
Wenn "Massa", dem vor einiger Zeit Impotenz attestiert wurde, sauer ist, dann wirft er gerne mit seinen Exkrementen nach Störenfrieden oder trommelt gegen die Panzerglasscheibe. Dennoch gibt es auch im Menschenaffenhaus des Krefelder Zoos keine absolute Sicherheit. Das räumt Wolfgang Dreßen ein. Die Gefahr im Krefelder Haus ist der Bestand an großen tropischen Pflanzen. "Wenn eine Palme von außen ins Gehege fällt und eine Brücke über den Graben bildet, könnten auch Gorillas die Chance nutzen, die anderen Seiten des Hauses kennenzulernen."
Eine derartige Situation nutzte im vergangenen Jahr die friedfertige Orang-Utan-Frau Sita, die über einen herabgestürzten Ast ins "Freie" geklettert war, von Pflegern aber zurückgedrängt werden konnte. Zuvor war dies schon einmal bei den Schimpansen der Fall. "Wir müssen halt aufpassen, dass von außen nichts in die Gehege fällt", so Dreßen.
Der vergangenes Jahr nach Apenheul abgegebene Jung-Gorilla "Jambo" sei einmal dabei erwischt worden, wie er an die Holzplanken gesprungen ist und von dort nach oben klettern wollte. Die Orang Utans haben "nach einigem Nachdenken", so Dreßen, zwischen diesen Planken schon Textilien verkeilt, um an ihnen nach oben zu klettern. Eine derartige intellektuelle Leistung hält der Zoodirektor bei Gorillas und Schimpansen nicht für möglich. Auf jeden Fall will der Krefelder Zoo bei der jetzt anstehenden Planung der Außenanlagen für die Menschenaffen eine entsprechend breite Sicherheitszone einrichten. Dreßen: "Das heißt, die Anlage muss entsprechend großzügig gebaut werden, nicht nur auf einer Fläche von 800 Quadratmetern".