Die Mittagsglosse: Zeitdruck satt

Krefeld. 60 Minuten Mittagspause — klingt doch viel. Optimisten glauben, in dieser Zeit kann man in Ruhe speisen, eine neue Badehose kaufen und eben noch beim Friseur rein. Während Giuseppe die Haarkur einmassiert, nicken diese Frohnaturen auf die Frage „Käffchen?

“ und schweben relaxt wieder ins Büro zurück. Müsste gehen.

Wer so optimistisch rechnet, glaubt allerdings auch, er könne am Bahnhof aus dem Regionalexpress aussteigen, sich ein Würstchen mit Senf kaufen und mit dem selben Zug weiterfahren. Die Realität holt alle hungrigen Menschen, die westlich des Ostwalls arbeiten, schnell ein. Wer hätte gedacht, dass die rote Welle an der Fußgängerampel Höhe Rheinstraße mehr Zeit frisst, als die Dauerwelle bei Giuseppe? Da lohnt es sich, einfach durch den fließenden Verkehr zu hechten, um wenigstens zeitnah ein warmes Krankenhausessen ans Bett geschoben zu bekommen.

Hat man es doch an den Mittagstisch geschafft, tropfen ab Zubereitungszeiten von 40 Minuten erste Schweißperlen auf die Serviette. „Haben Sie schon bestellt?“— kommt diese Frage anstelle des Essens, kann das Besteck getrost wieder in waagerechte Stellung gebracht werden. Im schlimmsten Fall wird der gegrillte Schwertfisch eben wieder abbestellt. Getränk bezahlen. Zurück laufen. Am Ostwall stehen. Rot sehen.