Doppel-Abi: Kein Grund für Stress
Zum Endspurt in den Gymnasien zeigen sich Lehrer, Schüler und Eltern entspannt. Besonders die gute Planung und Vorbereitung habe geholfen.
Krefeld. Der doppelte Abiturjahrgang, auch G8 und G9 genannt, ist jetzt bald geschafft. Die Schulleiter, Lehrer, Eltern und Abiturienten, mit denen die WZ gesprochen hat, erklären, dass die große Aufregung — auch dank guter Planung — während der schriftlichen Prüfungen nicht stattfand. Es blieb bei der natürlichen Angespanntheit der Abiturienten.
Jetzt gibt es gute Möglichkeiten für die Schulen, in Eigenverantwortung angemessene Prüfungszeiträume für die kommenden mündlichen Prüfungen zur Verfügung zu stellen. Auch das entspannt. Die „Mündlichen“ müssen bis zum 28. Juni erledigt sein. Der letzte Tag der Zeugnisausgabe ist auf den 6. Juli terminiert. Danach können dann alle durchatmen.
Die meiste Arbeit und Verantwortung aller an G8 und G9 Beteiligten hatten die Oberstufenkoordinatoren. „Wir legen nicht mehr mündliche Prüfungen auf die beiden üblichen Tage, sondern haben den Donnerstag dieser Woche als dritten Prüfungstag fürs Mündliche hinzugenommen“, berichtet Dorothea Wessel, die Oberstufenkoordinatorin des Ricarda-Huch-Gymnasiums. Wir haben fünf Räume wie immer zur Verfügung. Es ist nicht stressiger, sondern länger.“
142 junge Leute haben in diesem Jahr das Abitur an dieser Schule abgelegt. Dorothea Wessel: „Das war eine gute Übung, denn in einigen Jahren kommt ein mit 132 Schülern starker Jahrgang.“ Insgesamt sei die Stimmung gut gewesen und das Gemeinschaftsgefühl prima, diese Aufgabe zu stemmen. Obwohl sie sich gemeinsam mit den beiden Jahrgangsstufenleitern mit drei Prüfungsordnungen auseinandersetzen und oftmals darin nachschauen musste. „Für G8, G9 und die Nachprüfungen sind sie unterschiedlich. Mittlerweile habe ich alle Prüfungsordnungen im Kopf.“
Dass der Schultag in den vergangenen Wochen oft von 7.30 bis 19.30 Uhr gedauert habe, ist für die Pädagogin kein Problem. Das rechne sich im Laufe des Jahres, erklärt sie entspannt.
„Alles ruhig“, meldet auch Burkhard Frohnert, der stellvertretende Leiter des Fabritianums. Für die Schulleitung hätte sich in diesen Abiturzeiten nicht viel geändert. „Die Aufregung unter den Abiturienten ist wie gewohnt, die Prüfungen gut.“ Das sei alles unproblematisch gewesen. „Wir haben die Schüler ja auch vorher beschult. Allein der Schulleiter hat die Pflicht, zwei Reden für zwei Abschlussfeiern vorzubereiten“, sagt Frohnert mit einem Schmunzeln.
„Wir kommen aus der DDR, wo das Abitur nach zwölf Jahren die Regel ist. Wir hatten nicht die Vorbehalte, wie sie hier oft herrschten, waren ganz entspannt und finden es in Ordnung“, sagt Knut Michalk, Vater eines G8-Schülers am Arndt-Gymnasium. Außerdem sei ihr Sohn Wenzel einer der Älteren der Jahrgangsstufe und somit weit in der Entwicklung gewesen. „Man muss die verkürzte Zeit zum Abitur wohl individuell sehen. Wir hatten kein Problem.“
Der Vater erklärt, dass die wirkliche Lebenserfahrung erst nach der Schulzeit gewonnen werde. So beispielsweise im Freiwilligen Sozialen Jahr, in Lehre und Studium.
Für seinen Sohn, Arndt-Abiturient Wenzel Michalk, ist das Ausschlafen jetzt „der Hammer“. Er erklärt, dass in G8 doch viel Stoff zu verarbeiten gewesen sei. „Wir hatten lange Schultage, mussten dann noch Hausaufgaben erledigen und hatten insgesamt viel zu tun. Das haben wir gemerkt, auch wenn wir nicht den direkten Vergleich zu G9 haben konnten.“ Die Aufregung — vor allem um die Mathe-Prüfung — kann er nicht verstehen. „Sie war knifflig, aber lösbar — wenn man denn gelernt hat.“ Die Organisation der Schule sei gut gewesen. Beim Betreten des Gebäudes habe jeder am Schwarzen Brett den jeweiligen Prüfungsraum erfahren.
In der Beurteilung, ob er lieber G9 gehabt hätte, ist er zwiegespalten. „Die Schulzeit war cool“, findet er. „Vielleicht wäre ein Jahr mehr entspannter gewesen, bevor es jetzt in den ,Ernst des Lebens‘ geht.“
In der Rennbahngastronomie gibt es seit einem Jahr viele Anfragen für die Abibälle. „Wir füllen die verschiedenen Säle mit 400 bis 800 Personen“, berichtet Eventmanager Christoph Lüer. Noch gebe es Platz, sagt er. „Es kommt aufs Datum an.“