Hans Rommerskirchen: Tänzer, Wirt und Raucher
Hans Rommerskirchen qualmt seit 70 Jahren. Er fürchtet ein Sterben der Eckkneipen.
Krefeld. Seine ersten Zigaretten rauchte er im Kessel von Stalingrad. Geholfen gegen den Hunger und die Kälte hätten die natürlich nicht, erinnert sich Hans Rommerskirchen: „Aber sie haben getröstet.“ Obwohl er schon als Funker der 6. Armee mit dem Rauchen angefangen hat, das „Hauptrauchen“ — wie er es nennt — begann erst nach dem Krieg in russischer Gefangenschaft: „Damals habe ich sogar meine Armbanduhr gegen Zigaretten getauscht.“
68 Jahre ist das mittlerweile her, aber Rommerskirchen hat die ganze Zeit über weiter geraucht: Jeden Tag zündet er sich 20 Zigaretten und zehn Zigarillos an. Aufhören will der 92-Jährige nicht mehr: „Es schmeckt mir einfach gut.“ Natürlich hat auch er schon davon gehört, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist: „Aber meine Lunge ist vollkommen in Ordnung, die wurde sogar geröntgt.“ Und die Krankheiten, an denen er leidet, unter anderem Prostatakrebs und Diabetes, hätten mit dem Rauchen nichts zu tun: „Das haben mir die Ärzte bestätigt.“
Er sagt aber auch, dass er Ärzten nur bedingt vertraue: „Bei Stalingrad wurde mir in den Fuß geschossen. Im Lazarett haben sie den aber gar nicht behandelt. Stattdessen haben sie mir die Mandeln rausgenommen.“
Der Fuß ist dennoch verheilt. So gut sogar, dass Rommerskirchen eine Laufbahn als professioneller Tänzer einschlagen konnte: Zusammen mit seiner Frau gewann er mehrere nationale und internationale Titel und Pokale im Standardtanz. Für das Tanzen gab er sogar seinen Beruf als Wirt auf. Trotzdem ist er noch immer Besitzer einer Kneipe und eines Cafés, beide hat er verpachtet.
Erstere heißt Tannenhöhe und ist eine klassische Eckkneipe, war außerdem ein Raucherclub — bis zum 30. April. Seit dem 1. Mai ist auch dort das Rauchen verboten. Rommerskirchen gefällt das gar nicht, obwohl er für Nichtraucherschutz durchaus Verständnis hat: „In öffentlichen Gebäuden und in Restaurants finde ich das Verbot richtig. Aber nicht in Eckkneipen!“ Schließlich sei es für viele Menschen sehr wichtig, dort abends zusammenzukommen um gemeinsam zu rauchen, zu trinken und zu reden.
Und sollten die vielen rauchenden Stammgäste dieser Eckkneipen wegen des Nichtraucherschutzgesetzes nun zu Hause bleiben, werde es ein „Kneipensterben“ geben, befürchtet Rommerskirchen: „Das wiederum bedeutet Arbeitslosigkeit, und zwar nicht nur für die Wirte, sondern auch für die Lieferanten.“
Welche Auswirkungen das Rauchverbot auf seine eigene Kneipe, die Tannenhöhe, haben wird, vermag er nicht vorherzusagen. Er hofft aber, dass der Pächter nicht wegen ausbleibender Gäste aufgeben muss: „Die Pacht ist nämlich unsere Altersvorsorge. Meine Frau und ich bekommen kaum Rente.“