Durch Dick & Dünn (5): Der 30-Kilo-Meilenstein

Der Frühling hat Karl Mengeringhaus in Bewegung gebracht. Als Belohnung purzeln die Pfunde wieder — und auch der innere Schweinehund hat sich verändert.

Krefeld. Das blaue Hemd mit den bunten Autos, das sich Karl Mengeringhaus übergeworfen hat, macht den Erfolg sofort sichtbar: „Früher saß es ganz stramm und spannte am Bauch“, berichtet der 52-Jährige. Heute schlabbert es an seinem Körper. „30 Kilogramm sind jetzt runter“, sagt der ehemalige 150-Kilogramm-Mann stolz. „Und das macht sich auch beim Shoppen bemerkbar: Statt fünffach XL brauche ich nur noch XXL.“

Vergangenen Monat war die Waage noch wie verhext und blieb konsequent bei 123 Kilo stehen. Das schlechte Wetter machte Mengeringhaus einen Strich durch die Sportrechnung. Doch mit dem anbrechenden Frühling kam er wieder richtig in Bewegung.

Mittlerweile legt er einmal die Woche zwölf Kilometer mit dem Fahrrad zurück und noch einmal sechs bis acht Kilometer beim Nordic Walking. In seinem Aushilfsjob bei einem Wäschedienst schleppt er jetzt die 18 Kilogramm schweren Körbe voller Mangelwäsche in einer Tour hoch. Bis vor Kurzem musste er sie noch halbieren und zweimal laufen. „Ich fühle mich top“, sagt er glücklich. „Das hat auch etwas mit der Jahreszeit zu tun: Das Schlechte-Laune-Wetter ist vorbei, bereits morgens beim Aufwachen hat man ein ganz anderes Gefühl. Der Frühling bringt die Menschen eben auf Trab.“

Die regelmäßige Bewegung macht sich aber auch noch anderweitig positiv bemerkbar: Karl Mengeringhaus schläft jetzt wieder besser, er ist ausdauernder geworden und „ruhiger, wenn ich Friemelarbeit erledigen muss“. Der innere Schweinehund hat sich ebenfalls verändert: „Wenn ich meine Nordic-Walking-Runde drehe, dann denke ich nicht mehr: Wann komme ich endlich an? Ich genieße vielmehr, dass ich unterwegs bin, einen guten Rhythmus habe und die Gedanken an mir vorbeiziehen.“

Die Erklärung dafür: Wer sich bewegt, verwöhnt seinen Körper mit einem Cocktail aus glücklich machenden Hormonen. „Endorphine und Dopamin spielen dabei die entscheidende Rolle“, sagt Psychotherapeutin Ruth Lümkemann. Sie hat zusammen mit dem Krefelder Kardiologen Dorian Recker und seiner Frau Barbara Langhoff-Recker, einer Fachärztin für Ernährungsmedizin, das zertifizierte Abnehm-Programm „Durch Dick und Dünn“ entwickelt.

„Runner’s High“ — so wird das Hochgefühl bezeichnet, das manche Langstreckenläufer erleben. „Völlige Erschöpfung weicht einer regelrechten Euphorie“, beschreibt Lümkemann das seltene Phänomen. „Man hat das Gefühl, ewig weiterlaufen zu können.“

Auch wenn Karl Mengeringhaus noch eine ganze Weile trainieren muss, um den „Runner’s High“ zu erleben — er ist mittlerweile ebenfalls ein Stück weit süchtig geworden nach Bewegung. „Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man sich aufgerafft und seine Runde geschafft hat“, sagt er. „Mittlerweile hat Sport einen festen Platz in meinem Kalender. Daran ist auch nicht mehr zu rütteln.“