Ein Ausflugsziel für die ganze Familie

Vor zehn Jahren wurde aus dem städtischen Zoo eine gemeinnützige Gesellschaft.

Krefeld. 2005 war für den Krefelder Zoo ein besonderes Jahr. Nach langer Diskussion wurde das städtische Unternehmen „Krefelder Zoo“ eine gemeinnützige Gesellschaft. Im kommenden Jahr feiert sie Zehnjähriges, und Zoodirektor Wolfgang Dreßen erinnert sich gut an die Anfänge. „Zwei bis drei Jahre haben wir gebraucht, um die neuen Strukturen aufzubauen.“ Es sei auch ein „Selbstfindungsprozess“ gewesen, sagt Dreßen.

Nachdem alle Aufgaben zunächst auf den Geschäftsführer konzentriert waren — die kaufmännischen inbegriffen — gab sich der Zoo nach vier Jahren eine professionelle Struktur: Frank Rusch wurde als Prokurist eingestellt. Der Herr der Zahlen durchforstet seitdem die Bilanzen nach Einsparpotenzial. Erfolgreich.

Ein Beispiel: Als Großabnehmer führte man intensive Verhandlungen um günstige Konditionen mit Energielieferanten. Das ergibt Sinn: Das neue Schmetterlingshaus ist wie das Tropenhaus ein Energiefresser. Auch die Wasserrechnung konnte reduziert werden: Der Zoo nutzt teilweise Brunnenwasser, Abwasser wird vor Ort biologisch geklärt. Parallel wurde gezielt in Personal investiert.

„Es gab ja in vielerlei Hinsicht eine intensive Verzahnung mit der Stadt“, sagt Dreßen. Die musste nach und nach gelöst, neue Strukturen gefunden werden. Öffentlichkeitsarbeit und Marketing sind nun im Zoo angesiedelt, der Tierarzt hat einen Vollzeitjob und die Zoopädagogin ist ausgelastet.

Vorgefunden hatte die neue Gesellschaft einen „irrsinnigen Instandhaltungsstau“. Viele Gebäude war marode oder kaputt. Die Aufgaben wurden mit enormer Geschwindigkeit angepackt: Das denkmalgeschützte ehemalige Wohnhaus des früheren Zoodirektors wurde saniert und Sitz der Verwaltung, die Futtermeisterei wurde erneuert, ein Zooshop eingerichtet, drei zusätzliche Toilettenanlagen wurden gebaut. Im Fokus aller Investitionen stehen an der Uerdinger Straße der Service-Gedanke und eine moderne Tierhaltung.

Zügig nahm die neue Gesellschaft Großprojekte in den Blick. 2009 begann die „heiße Bauphase“. Eine niederrheinische Scheune wurde aufgebaut und als Forscherhaus eröffnet (2009), 2010 das Schmetterlingshaus ans Regenwaldhaus angegliedert, 2012 der Gorillagarten inklusive Villa eröffnet, und seit diesem Jahr watscheln die Pinguine durch ein neues Gehege.

Die Zoofreunde waren unermüdlich, wenn es um den Einsatz eigener Mittel und das Spendensammeln für neue Projekte ging. Insgesamt wurden in den vergangenen neun Jahren 9,3 Millionen Euro in den Zoo investiert.

Dass es sich lohnt, zeigen die Zahlen. Die Eintrittspreise wurden zwar erhöht, doch die Besucherzahlen und der Verein der Zoofreunde sind in den vergangenen Jahren gewachsen. Das ist umso bemerkenswerter, als es in Nordrhein-Westfalen die „größte Zoodichte und damit einen sportlichen Wettbewerb“ gibt, wie es der kaufmännische Leiter Frank Rusch formuliert. Als tierische Besonderheit setzt Krefeld auf seine Nashörner und die Schmetterlinge, ein einzigartiges Angebot im Land. Konkurrenzlos ist auch der Abstand zwischen Tier und Besucher. „Ich kenne keinen Zoo, wo man so nah an die Nashörner herankommt“, sagt Wolfgang Dreßen.

Petra Schwinn ist die Frau, die den Zoo auf allen Kanälen im Gespräch hält. Dabei geht der Zoo auch ungewöhnliche Wege wie zum Beispiel die Zooführung unter dem Aspekt „Das Liebesleben der Tiere“. „Das war der absolute Renner und damals in Deutschland einzigartig“, sagt Schwinn, die aber keinerlei Urheberrechte anmeldet. „Die Idee ist aus Los Angeles abgeschaut.“ Sie bewirbt den Zoo als Ausflugsziel für die ganze Familie, das ganze Jahr lang, ohne lange Wege und mit tierischen Besonderheiten: „Die Leute sind völlig fasziniert, wenn im Schmetterlingshaus die Falter um sie herumschwirren.“

An den Schwerpunkten des Zoos hat sich wenig geändert: Menschenaffenhaus und Gorillas, Großkatzen und gleich vier Tropenhäuser: „Ein Luxus, den wir uns gönnen.“ Der Einsatz für bedrohte Arten ist Tradition, neu ist die enge Kooperation mit dem Nabu.

„Wir sind so glücklich, dass wir unabhängig und selbstständig arbeiten können“, sagt Zoodirektor Wolfgang Dreßen. Die Zusammenarbeit im Aufsichtsrat und mit den Zoofreunden sei „gut und vertrauensvoll. „Es ist enorm, in welchem Maße sich die Zoofreunde engagieren“, betont Dreßen.