Ein Radler auf dem Jakobsweg
Eigentlich arbeitet Uwe Ziebold als Herrenschneider. Doch jetzt schreibt er auch Pilgerführer.
Krefeld. Der Jakobsweg löst mindestens zwei Assoziationen aus: Santiago de Compostela und Hape Kerkeling. Mit beiden hat Uwe Ziebold nichts zu schaffen, der Mann aus Tönisvorst fährt bloß gerne Fahrrad. Dass er dabei seine Umgebung mit genauem Blick und gesunder Neugier betrachtet, macht ihn zu einem bundesweit gefragten Autor für Pilgerführer.
Sein erstes Buch über den Jakobsweg zwischen Millingen und Liège ist gerade erschienen, für fünf weitere Bücher hat er bereits Verträge. "Die Idee kam genau zur richtigen Zeit", glaubt Ziebold. Wandern ist in, der Jakobsweg seit Kerkelings Bestseller ungefähr so populär wie die A 1 an einem Freitagnachmittag.
Moment mal: Jakobsweg? "Die meisten Leute wissen gar nicht, dass der Weg genau vor ihrer Haustür entlang läuft", erklärt Uwe Ziebold. In der Tat markiert die berühmte Strecke im Norden Spaniens nur das Ende des Pilgerwegs. Der weniger bekannte Rest der Trasse führt überall in Europa durch Felder, Wiesen und Wälder. In Krefeld zum Beispiel trägt der Jakobsweg den Beinamen Rheinweg. Klar, auch darüber wird Ziebold schreiben.
Der 47-Jährige arbeitet hauptberuflich als Herrenschneider im Theater. Natürlich fährt er mit dem Fahrrad zur Arbeit, nutzt auch sonst jede freie Minute, um in die Pedalen zu treten. Als ihm die Idee für das erste Buch kam, packte er einfach Papier und seine Digitalkamera ein. "Ich habe in kurzer Zeit etwa 5000 Fotos gemacht und zig Notizblöcke voll geschrieben", erzählt er.
Dank dieser Methode entstehen Bücher, die nicht einfach den Weg für wandernde Pilger beschreiben, sondern eben auch reizvolle Umwege für Radler empfehlen und für jeden Kilometer den richtigen Tipp parat haben. "Wer einen Reiseführer schreibt, läuft nicht stur geradeaus, sondern schaut nach rechts und links", beschreibt Ziebold, der dabei neben Gaststätten, Hotels und Sparkassen auch so manche Anekdote entdeckt hat. "Im Gespräch mit Leuten bekommt man Hinweise, die man im Internet nie finden würde."
Dass Uwe Ziebold mit seinen gut recherchierten und spannend geschriebenen Büchern den Nerv der Zeit trifft, hat er spätestens gemerkt, als ein weiterer Verlagsvertreter unvermittelt bei ihm anrief, um ihm ein Buchprojekt anzubieten: "Sie sind in der Szene bekannt", meinte der Mann zu ihm - doch Ziebold kann es sich inzwischen sogar leisten, Anfragen abzulehnen.
Fürs Erste genießt er es einfach, seinen eigenen Namen auf einem Buchdeckel zu lesen: "Das" sagt er, "ist nur vergleichbar mit dem Moment, wenn ich ein Kostüm von mir auf der Bühne sehe."