Ein Rheinländer, der aus Südtirol stammt
Der Kabarettist schaut den Menschen der Region gekonnt auf den Mund.
Krefeld. Konrad Beikircher ist ein begnadeter Geschichtenerzähler „vor dem Herrn“. Das machte er am Sonntagabend vor vollem Haus in der Kulturfabrik deutlich. Sein Rückblick auf 35 Jahre Bühnenarbeit ist eine Reminiszenz des gebürtigen Südtirolers, der seit 1965 im Rheinland lebt, an die heimische Mundart. Dass er sich für „Das Beste aus 35 Jahren“ ausgerecht ein so schräges Jubiläum ausgesucht hat, passt zu ihm. Man nennt es Leinwandhochzeit, wenn eine Ehe so lange gehalten hat.
Bei dem Multitalent Beikircher weiß man nie so recht, wo seine Präferenzen liegen. Er ist nicht nur Kabarettist, sondern auch Moderator, Buchautor, Sprecher von Hörbüchern, Komponist, Opernlibrettist und Musiker. Fest steht, dass ihm vieles Spaß macht, vor allem jeglicher Umgang mit der Sprache.
Dass er dabei immer wieder verblüfft wird, gefällt ihm selbst. So sei eine seiner Standardbegrüßungen „Wie isset?“. Darauf erhalte er stets die Antwort „jut“. Als er dies im beschaulichen St. Hubert versuchte, riss es ihn von den Sitzen. Die Antwort: „Wie soll et sein?“ Woran man sehe, dass nicht nur Sprache, sondern auch Humor regional unterschiedlich ausgeprägt ist.
Für Redensarten führt Beikircher eine eigene Hitliste. Seine Nummer Eins: „Lassen Sie mich nicht lügen.“ Kommentar: „Katholischer kann eine Redensart nicht sein.“ Nummer Zwei sei der „Rheinische Enterhaken“: „Wo Sie grad sagen. . .“ Damit könne man bei jedem Event als Neuling am Stehtisch eine Unterhaltung unterbrechen und auf ein neues Thema lenken. Im Reigen nicht fehlen darf das Rheinische Grundgesetz: „Et kütt wie et kütt.“ Der Rheinländer habe sogar seine eigene Grammatik, die zukünftige Vergangenheit. „Ich wollte Sie herzlich willkommen geheißen haben.“ Dann sei ein Abend schneller vorbei.
Der studierte Musikwissenschaftler, Psychologe und Philosoph mit Praxis als Gefängnispsychologe redet fast ohne Punkt und Komma, allerdings gut verständlich und leicht verdaulich. Verschmitzt erzählt er seine Geschichten, als wären sie erst gestern geschehen.
Dabei kommt er von „Hölzken auf Stöcksken“, schweift weit vom Ausgangspunkt ab und findet doch stets zu ihm zurück. Sein Blick ist wohlwollend auf die Protagonisten gerichtet. Es menschelt. Das gilt auch für seinen Streifzug durch die Spracheigenheiten anderer Landsleute. So zitiert er einen vor vielen Jahren nach Norddeutschland umgesiedelten Schwaben: „Ich lääbe seit 20 Jahren in Hamburg und kein Mensch ahnt, woher ich komme.“