Eine Kunstreise in 50 Tagen um die Welt
Die Teilnehmer der Sommerakademie vom Jugend- und Stadtteilhaus Schicksbaum präsentieren ihre rund 60 Arbeiten.
Krefeld. Sichtlich stolz und mit Freude gehen die aufgerufenen Kinder eins nach dem anderen zu Nelli Bondar, der Moderatorin der Kunstausstellung. Nach den Namen der Kinder und der Herkunft ihrer Familien scheint sich am Sonntagmittag die „halbe“ Welt in diesem Flügel des Krefelder Hofs versammelt zu haben.
Es ist der große Auftritt für 37 junge Künstlerinnen und Künstler aus fast gleich vielen Nationen, die ihre Arbeiten von der Sommerakademie 2014 im Jugend- und Stadtteilhaus Schicksbaum präsentieren. Das Motto ihrer kleinen Kunstakademie während der Sommerferien lautete: „In 50 Tagen um die Welt“.
Dabei sollten die Kinder nicht Bilder von der Heimat ihrer Familien malen, sondern von derjenigen ihrer „Künstlerkollegen“. Per Los zogen sie sich das entsprechende Land. Anna Sarbaschow (11 Jahre), deren Familie aus Kasachstan stammt, bekam so das Thema Georgien. „Ich habe Georgien gemalt, drei Männer, die essen und Musik machen.“
Die gleichaltrige Caroline Wagner mit polnischen Wurzeln hat eine russische Kathedrale mit den charakteristischen Zwiebeltürmen gemalt. Unverkennbar hat das Mädchen dabei auch die Malweise des Pointilismus angewandt.
„Wir haben den Kindern verschiedene Motive zur Auswahl gegeben, Menschen, Landschaften, Architektur — alles, was ein Land so bietet, in Bildern, Büchern oder aus dem Internet. Aber wir haben auch besprochen, welche Kunstrichtungen es gibt, “ erläutert Anna Gebert, die Leiterin einer Kunst- und Malschule, die für die künstlerische Umsetzung des Akademiethemas zuständig war.
„Es wurde mit Öl-, Acrylfarben, Tusche oder schwarzem Tee gemalt. Wir haben den Kindern Mut gemacht, sich in allem zu versuchen.“ Das hat 20 Mütter angesteckt, sich ebenfalls künstlerisch zu betätigen.
Ursula Wagner vom Jugend- und Stadtteilhaus Schicksbaum schwärmt von der Sommerakademie: „ Es war ein wunderschöner Sommer mit sehr vielen intensiven Begegnungen, und wir sind froh, dass man hier auf einen Blick sehen kann, welche Bilder so entstanden sind“.
Ein solches Projekt lässt sich nur mit Unterstützung realisieren: Der Caritasverband Krefeld, der Kulturrucksack NRW, das Familienministerium NRW, aber auch das Engagement des Lions-Clubs Krefeld und die Hoteldirektion sorgten dafür, dass die Kinder im Mercure Hotel Krefelder Hof einen großen Auftritt mit festlicher Vernissage bekamen.
Beachtliche Talente wurden in der Kunstausstellung sichtbar, manches Mal konnte man nur staunen, wenn man unter den Bildern das Alter der kleinen Künstler las.
Kein Wunder, dass recht schnell die ersten dicken roten Punkte unter den Kunstwerken prangten. Aus dem Erlös wird zum einen die nächste Sommerakademie finanziert, zum anderen eine Lehrküche in einem Bildungszentrum in Togo, ein Patenprojekt des Stadtteilhauses.
