Bastian Sick: Von Vollmeisen und anderen schrägen Vögeln
Der Journalist nahm im Seidenweberhaus Absurditäten des deutschen Sprachalltags aufs Korn.
Krefeld. Man muss Bastian Sick nicht kennen, aber von seinem Bestseller „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ hat fast jeder schon gehört. Die erste Auflage des Buchs war an einem Tag vergriffen. Das Saarland machte das Werk als erstes Bundesland sogar zur Pflichtlektüre für Abiturklassen. Bei so viel Ehre durfte sich das Krefelder Bildungspublikum auf den Auftritt des Autors im Seidenweberhaus freuen.
Zweieinhalb Stunden lang konfrontierte der im holsteinischen Ratekau aufgewachsene Journalist, der unter anderem in der Online-Redaktion des Spiegel Erfahrungen sammelte, sein Publikum mit Absurditäten aus dem deutschen Sprachalltag. „Füllen Sie sich wie zu Hause“, heißt sein neues Programm — ein für Sick typisches Wortspiel. So füllt er mit seinen Bildern und Gedichten schnell Kopf und Herz.
Wüsste man es nicht schon längst, wäre man nicht nur amüsiert, sondern gar schockiert darüber, welche Stilblüten allein die Werbung generiert. Einige Kostproben: „Grieschland Spargel“ gefällig? Oder „frisch gewürgte Sojasoße“? Ist „Nuttela“ noch Brotaufstrich oder schon etwas Unanständiges? Und wer bevorzugt „frische Buttermilch von der Bäuerin“? Möchte man wirklich etwas, das „schmeckt wie Mama“? Lustig macht er sich auch über den oft missglückten Gebrauch von Denglisch und Anglizismen (Weight Watschers).
Als Liebhaber korrekter Sprache beschäftigt sich Sick aber auch mit deren Vielfalt, etwa mit der Vielzahl schräger Vögel — vom komischen Kauz über Spinatwachtel und Hupfdohle bis zu Schnapsdrossel und Schluckspecht. Es sei nicht das beste Image, das man mit Vögeln verbinde, sagt Sick und nennt Vollmeise und Verhaltensweisen wie Reihern oder Geiern.
Dabei ordnet sich der als „Sprachhüter“ und „Deutschlehrer der Nation“ bezeichnete Schlagerfreund und Bewunderer von Udo Jürgens und Mireille Mathieu selbst als Ratgeber und Geschichtenerzähler ein. Hätte er etwas mehr Entertainer und Komiker in sich, könnte er seine beeindruckende Sammlung sprachlicher Kuriositäten und Absurditäten in ein kabarettistisches Feuerwerk münden lassen. Als romantischer Sänger hinterlässt er keine unvergesslichen Spuren. Da zeigt der 49-Jährige, der Geschichtswissenschaft und Romanistik studiert hat, seine Stärken doch eher als Autor und Kolumnist.
Das Publikum jedenfalls hatte mit Bastian Sick und seiner ruhigen, sympathischen Erzählart viel Spaß und bedankte sich für den unterhaltsamen Abend mit reichlich Applaus.