Einschulung: Ein Event für die ganze Familie
Die Devise für den ersten Schultag: Nicht so schlicht, dafür mehr Entertainment.
Krefeld. Sie ist schon seit Wochen aufgeregt. Seit Dila Yenigül (6 Jahre) mit ihrer Mutter den Schulranzen gekauft hat. Rosa ist er, und Barbie ist darauf zu sehen. Ganz wibbelig wird sie, wenn sie an die Schule denkt, denn Dila weiß nicht genau, was auf sie zukommt: Wie werden die Mitschüler sein, wie die Lehrer?
Zu ihrem Ehrentag, zur Einschulung in die Regenbogenschulen, wird es jedenfalls zu Hause ein Fest geben. Mit der Familie, mit Kaffee und Kuchen, mit einem gemeinsamen Abendessen und mit Schultüte und Geschenken. Und vorher steht noch der Termin beim Fotografen an.
Der Tag der Einschulung war schon immer ein besonderer - für die Schüler und Eltern und natürlich auch für die Schulen. Traditionell wird er mit Schultüte, Gottesdienst und obligatorischem Foto gefeiert. Und doch hat sich einiges geändert. Der Tag scheint wichtiger geworden zu sein, fast schon ein Event für die ganze Familie.
"Die Einschulung eines Kindes wird regelrecht zelebriert", sagt Schulrätin Erika Dercks-Dückmann. Das liege vermutlich daran, dass es weniger Kinder und nur wenige besondere Tage zum Feiern gebe. Sie glaubt, dass es weniger um das "Stigma Event", sondern um das Miterleben des wichtigen Moments geht. "So werden Einschulungsfeiern zu Familienfeiern."
In den den 90er Jahren, als Dercks-Dückmann selbst noch als Schulleiterin arbeitete, beherbergte die Turnhalle die Feiernden bei der Einschulung. 2002 mussten die Einschulungsfeierlichkeiten auf den Schulhof verlegt werden - zu viele Familienmitglieder wollten dabei sein, und der Platz in der Turnhalle reichte nicht mehr aus. "Zur neuen Lebensphase lädt man die Familie ein und geht essen", sagt sie.
Das zeigt sich auch in der Gastronomie. Die Hülser Bergschänke beispielsweise bietet schon seit einigen Jahren ein Erstklässlerbüfett, das nach Angaben der Inhaberin Monique Obertreis gut nachgefragt wird. Auch der Nordbahnhof ist am Dienstag so gut wie ausgebucht. Viktor Furth: "Der Tag der Einschulung ist ein richtiges Event." Kein Mitarbeiter darf an diesem Vormittag frei nehmen. Und an keinem anderen Tag werden im Nordbahnhof so viele Fotos gemacht und Videokameras von Verwandten gezückt.
Die Schulen halten es mit dem Tag ganz unterschiedlich. An der Edith-Stein-Grundschule wird es am Dienstag eine Messe und ein kurzes Anschlussprogramm geben mit Tanz, Sketchen und einem Willkommenslied. "Einschulungsfeiern gab es auch früher schon", sagt Konrektorin Renate Malsbender. Sie hat jedoch das Gefühl, dass sich die Richtung der Feier geändert hat: Nicht so schlicht, dafür mehr Entertainment. "Ein einfaches Willkommenslied reicht eher nicht mehr aus", sagt sie.
An der Josefschule wird der Einschulungstag traditionell mit Messe und Verteilung der Kinder auf die Klassen begangen. Schuleiter Hubert Fortmeier glaubt nicht, dass sich in Sachen Einschulung viel geändert hat.
Geändert hat sich aber der Inhalt der Schultüte. War die früher vorrangig mit Süßigkeiten gefüllt, empfehlen die Schulen heute vor allem Nützliches, sagt Schulrätin Erika Dercks-Dückmann: Anspitzer, Schere oder Wachsmalstifte. Mert Songül (6) jedenfalls, der am Dienstag in die Edith-Stein-Schule eingeschult wird, hat seine Schultüte selbst gebastelt, Rennautos sind darauf zu sehen. Und er hofft, dass sie voll sein wird mit Schokolade, seiner Lieblingssüßigkeit.
Auch er ist schon seit Tagen aufgeregt. Und wenn die Angst vor dem Neuen endlich ein Ende hat, wird es auch in der Familie ein Fest geben, ihm zu Ehren.