EM-Viertefinale: „Bloß keine Klatsche von den Deutschen“
Alexandros Ouzounis, Boss des FC Hellas, über das Viertelfinale und Integration.
Krefeld. „Naja“, meint Alexandros Ouzounis, „mein Herz schlägt schon noch mehr für die Griechen.“ Der Versicherungsfachmann kam im Alter von fünf Jahren nach Krefeld. Seine Eltern stammen aus dem Norden des Landes. Er repräsentiert die zweite Einwanderergeneration, seine drei Töchter (24, 20 und neun Jahre alt) die Dritte.
Ouzounis ist Geschäftsführer des FC Hellas, ein Verein, der in der Kreisklasse B in der abgelaufenen Saison Vierter wurde. „Aber bei uns spielen nicht nur Griechen“, betont der 47-Jährige, der in Ratingen bei einem großen Anlagebauer arbeitet. Vielmehr sei sein Klub, der gemeinsam mit dem CSV Marathon an der Edelstahl-Kampfbahn beheimatet ist, „ein Beispiel für gelungene Integration“. 14 Nationen treten für den FC gegen den Ball: Griechen, Deutsche, Türken, Afrikaner und andere Nationen.
Sehen wird Alexandros Ouzounis das Spiel unter rund 200 Landsleuten im GR-Cafe an der Stephanstraße 56. Dort hängt die größte Griechen-Fahne Krefelds im Format von sieben mal vier Metern. Ein anderer Teil der rund 2000 Exil-Griechen Krefelds werden das Spiel gegen Deutschland im Cafe del Mar am Max-Petermann-Platz 2 verfolgen, dessen Inhaber Sponsor des FC ist.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit in Ratingen kümmert sich der Geschäftsführer auch um das Personal seines Clubs. Vakant ist der Posten des Torwarts. „Morgen kommt einer vorbei zum Probetraining“, ruft er seinen Trainer Miltiadis Martinis an. „Kümmere Dich um ihn, der ist ein wenig schüchtern.“
In seiner Auswahl sieht Ouzounis vor allem Stärken in der Abwehr. „Da sind wir mindestens so stark wie die Deutschen.“ Aber auch aus dem Mittelfeld und im Angriff mit Theofanis (früher Frankfurt), Gekas und Giorgos Samaras sei gegen die Jungs von Löw mit Überraschungen zu rechnen. Das habe nicht zuletzt der „gloriose“ Sieg gegen Russland gezeigt. In der Spielstärke sieht er sein Team „auf einer Ebene mit den Dänen“.
Schmerzhaft sei allerdings die „ungerechte Sperre“ für den Kapitän und Abwehrrecken Georgios Karagounis. Irgendwie schimmere da — die Erfahrung habe er auch mit dem FC Hellas gemacht — „die Rolle Griechenlands als Europas Prügelknabe durch“. Mancher Pfiff gegen sein Team entspringe dem Hinterkopf des Schiedsrichters, der Hellas als Fass ohne Boden für deutsche Steuergelder sehe. Aber der FC-Boss ist auch Realist: „Damit müssen wir leben.“
Einen Tipp will der Experte nicht abgeben. „Ich möchte nur nicht, dass wir mit einer Klatsche nach Hause fahren. 1:0 oder 2:0 wäre okay. Aber keine 3 oder 4:0.“