Eröffnung: „Die Kollektion ist bei Marc Cain der Star“
Höhepunkt der Straßenmodenschau ist die Verleihung der Goldenen Seidenschleife. Der Preisträger zeigte schöne, tragbare Mode.
Krefeld. Petrus muss ein Mode-Fan sein. Zum Start der 19. "Größten Straßenmodenschau der Welt" spannt er ein himmelblaues Tuch über die Modestadt Krefeld und lässt die Sonne scheinen. Kühle Nebelschwaden steigen nur dann auf, wenn es die Bühnenkoordinatoren so wollen. Im feinen Dunst der Trockeneismaschinen sind die Models in den kommenden Herbst- und Winterkollektionen ein Hingucker.
Die Premierenschau ist traditionell dem Preisträger der Goldenen Seidenschleife vorbehalten. Helmut Schlotterer, Chef des Siegerlabels Marc Cain, hat schöne, tragbare Mode im Gepäck. Seine Philosophie lautet: "Die Kollektion ist der Star." Er schaut ebenso aufmerksam wie die vielen Krefelder, die gedrängt an der Bühne Rheinstraße stehen, den zehn Models zu. Sie tragen das elegante kleine Schwarze, kuschelig warme Strickkombis oder Satin-glänzende Stücke in Taupe. Stiefel dazu sind in diesem Jahr ein Muss.
Schlotterer selbst steht zur Ehrung in Jeans, weißem Hemd und schwarzem Blazer mit passendem Schal auf der Modebühne. Er trägt die glänzend Goldene Seidenschleife wie eine Trophäe vor sich her, hält sie stolz in die Kameras und freut sich sichtlich über den Preis. "Sie ist eine Würdigung unseres Erfolgs und ein Ansporn für die Zukunft."
Dann fordert er die Zuschauer auf: "Sofern Sie eine Frau sind, shoppen Sie los." Marc Cain besitzt einen Store an der Rheinstraße. Klare Sache, dass der Firmenchef dort auch einen Abstecher hin machte. Dazu Oberbürgermeister Gregor Kathstede. "Diesmal brauchen wir den Preisträger nicht dazu anzuregen, in Krefeld ein Geschäft zu eröffnen."
Inmitten der Männer und Models steht Moderatorin und RTL-Frontfrau Frauke Ludowig, ganz in Marc Cain gekleidet und befragt den OB nach dem Erfolg der Straßenmodenschau. "Ich weiß es nicht", antwortet er. "Viele Städte haben erfolglos versucht, sie zu kopieren. Sie wurde in Krefeld erfunden."
Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Modeinstituts, hält die Lobrede auf Marc Cain. "Viel Ahnung und viel Kompetenz haben das Label zu diesem Preis, einer der prominentesten Auszeichnungen, geführt." Er lobt "die stimmige Entwicklung des idealtypischen Preisträgers, der seinen Markenaufbau konsequent betrieben hat."
Eine Stunde vor der offiziellen Eröffnung zeigt sich Schlotterer als interessant plaudernder Mann. Er erzählt aus seinem Leben, von einem Urgroßvater, der Flachs anbaute und verarbeitete und für die "Kleinbauernmentalität des Fleißigseins" stand.
Von seinem Vater, von dem er zwar nie gelobt, aber - nach einem beinahe tödlichen Autounfall - ein Jahr das Paris der ’68er gesponsert bekam. "Danach mochte ich nicht mehr zurück in die schwäbische Enge und den väterlichen Strickwarenbetrieb. Auch deshalb, weil man eine Firma nicht drehen kann, man muss seinen eigenen Weg gehen." Das Studium in München, seine Reise im Ford-Granada nach Italien - in dem er auf einer Luftmatratze schlief - und die erste eigene Kollektion folgten.
Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die mit der Goldenen Seidenschleife in Krefeld geehrt wurde.