Fischeln bekommt eine Kunst- und Kaffeezentrale

Am Samstag öffnet das „Max und Moritz“. Inhaber will mit Persönlichkeit und Qualität punkten.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wer lange genug am Tresen steht, bekommt Schlagseite. Eine Binsenweisheit, nur dass das bekannte Kneipenphänomen in Lars Driesens Café Max und Moritz nichts mit alkoholischen Getränken zu tun hat, sondern mit der nach vorne geneigten 60er Jahre Fensterfront, an der das Holzmöbel steht. Dafür hat man von dem Logenplatz aus den besten Blick auf das Treiben an der Kölner Straße.

Lars Driesen (32) ist gebürtiger Fischelner, BWL-Student und ab Samstag auch Gastronom. Denn dann öffnet sein Café und für den Stadtteil endet eine lange Durststrecke. Bisher schenken nämlich nur die zahlreichen Bäckereiketten im Viertel Kaffee aus, einen echten Stadtteiltreffpunkt mit Koffein und Kuchen gibt es noch nicht. „Die Möbel kommen Freitag“, sagt Driesen, „und die Theke steht auch bis Samstag.“ Das hat zumindest der Schreiner versprochen und man merkt Driesen an, wie wenig es ihm passt, sein Schicksal in die Hände des Handwerkers zu legen. Was den Umbau betrifft, liege seine Nervosität auf einer Skala von eins bis zehn derzeit bei der vollen Punktzahl, sagt er.

Von seinem Konzept ist er umso überzeugter. „Es gibt fast 30 000 Fischelner und kein einziges inhabergeführtes Café. Das klappt“, sagt er voller Zuversicht. Und tatsächlich, bisher müssen die Fischelner ihre Tasse Kaffee zu Hause oder beim Bäcker schlürfen. Driesen will eine Marktlücke bedienen: Die des Stadtteiltreff- und Kommunikationspunkts.

Dafür gibt es bei ihm Kaffee ohne Schnickschnack, bodenständig wie die Fischelner selbst. 30 verschiedene Kaffeesorten, wie in den derzeit angesagten Kaffeefilialketten, wird es bei ihm nicht geben. „Und ich werde auch nicht den Namen des Gastes in den Milchschaum schreiben“, verspricht Driesen. Er sieht seine Chance in der Mitte, will weder das plüschige Schwarzwälderkirschtorte-Paradies schaffen, noch so sehr dem Trend verpflichtet sein, dass sich bei ihm auch die Hipster aus Berlin-Mitte zu Hause fühlen würden. Er will einfach guten Kaffee anbieten, dazu Backwaren vom Bio-Bäcker und einen einfachen Mittagstisch. „Ein Stammpublikum bekommt man ohnehin nur über den persönlichen Kontakt - und dadurch, dass man zeigt, dass man mit Liebe arbeitet.“

Zusätzlich zu ganz viel Herzblut und Persönlichkeit soll es auch noch mehrmals im Jahr Ausstellungen lokaler Künstler geben. Und wenn dann erst mal entspannter Jazz aus dem Internetradio tönt, wird auch Lars Driesen irgendwann ganz entspannt in seinem Café sitzen.