Gabelstaplerfahrer mit Hang zu ungewöhnlichem Transportgut
Der 29-jährige Jorge Pereira aus Krefeld tritt ab Freitag in Aschaffenburg bei den Deutschen Meisterschaften an.
Lässig besteigt Jorge Pereira den Gabelstapler. Routiniert schlägt er das Lenkrad ein und wenige Sekunden später flitzt er auch schon durch die Lagerhalle. Noch stapelt der 29-jährige Krefelder nur Paletten mit Kisten für seinen Arbeitgeber ITC-Logistic in Willich. Morgen und Samstag wird das Ladegut seines Gefährts dann schon etwas anders aussehen. Denn Jorge Pereira tritt bei den Deutschen Meisterschaften der Gabelstapler dem StaplerCup in Aschaffenburg an.
Ab morgen tauscht Jorge Pereira dann Paletten beispielsweise gegen kleine Mensch-ärger-dich-nicht-Figuren, die er auf einem normalen Spielbrett bewegen muss - natürlich mit seinem normalen Gabelstapler. "Man muss sehr geschickt, sehr schnell und sehr genau sein", sagt Pereira. Er weiß wovon er spricht, schließlich ist es bereits seine dritte Teilnahme an dem Wettbewerb.
Übung in ungewöhnlichen Staplerfahrten hat der 29-Jährige auch, weil die Teilnehmer des StaplerCups sich zunächst bei den jeweiligen Regionalmeisterschaften qualifizieren müssen. Jorge Pereira setzte sich im Juni gegen 51 Konkurrenten in Essen durch. Mit seinem Gabelstapler eine Miniaturausgabe des Gefährts samt Miniatur-Bierfass-Ladung aufzugabeln, ist für ihn also nichts Besonderes mehr.
Zu dem Wettbewerb, ebenso wie zu seinem Beruf ist Pereira eher zufällig gekommen. "Eigentlich bin ich Tischler und habe damals in einer Holzkistenmontage gearbeitet", sagt der 29-Jährige. "Da mussten wir auch Holzpaletten transportieren und ich bin erstmals mit einem Gabelstapler fahren. Als bei ihm dann vor acht Jahren eine berufliche Veränderung anstand, machte Pereira einen Gabeltaplerschein und wechselte zu einem Krefelder Getränke-Logistik-Unternehmen. Seit August ist er nun in Willich.
Bei seinem früheren Arbeitgeber arbeitete er mit Gabelstaplern der Firma Linde, die den StaplerCup veranstaltet. "Die Techniker, die unsere Gabelstapler repariert haben, haben uns von dem Wettbewerb erzählt", sagt Pereira. Bereits bei seinem ersten Regionalwettbewerb qualifizierte er sich für die Teilnahme im Finale. In den beiden darauffolgenden Jahren fuhr er jeweils als Erstplatzierter nach Aschaffenburg.
Dort belegte er bei seiner letzten Teilnahme 2008 den 22. Platz. "Da hatte ich auch ein bisschen Pech", sagt Pereira. Bei der für ihn entscheidenden Aufgabe musste er leere Bierkisten, die lose auf einer Palette standen, auf eine andere Palette mit Bierkisten setzen. "Das ist ’ne wackelige Angelegenheit, wenn da der Boden nur ein bisschen uneben ist, fällt alles um", sagt der 29-Jährige. Und bei ihm fiel alles um. Dennoch: "Um den StaplerCup herum gibt es eine komplette Veranstaltung, das ist mitten in der Stadt mit vielen Leuten - alleine daran teilzunehmen, das ist schon was."
Vorbereitung oder Training braucht er übrigens nicht. "Meine Arbeit ist mein Training." Denn Routine und Kenntnisse der verschiedenen Wettkampfs-Fahrzeuge ist das Wichtigste. "Mit einem großen Stapler nur einen Millimeter nach vorne zu fahren, dass muss man im Gefühl haben", sagt Pereira. Das könne längst nicht jeder. Seine rund 60 Konkurrenten in Aschaffenburg seien die besten Staplerfahrer Deutschlands. Deswegen ist für ihn auch nicht wichtig, auf welchem Platz er am Ende landet. "Ich kann jetzt schon sagen: Wow, ich bin einer der Besten."