Sie spielen Cowboy und Indianer
Jeden zweiten Samstag trifft sich der Verein Forest Ranch und lässt Western- Kult aufleben.
Krefeld. Rauchschwaden ziehen über das Dorf. Immer mehr Kutschen, beladen mit Rangern, Apachen und Cowboys, kommen an der Forest Ranch an. Dann heißt es Zelte aufbauen und in den Saloon gehen, um nach der langen staubigen Fahrt durch die Prärie die Kehle zu versorgen.
Das könnte sich vor einigen hundert Jahren so abgespielt haben, abgesehen davon, dass Rothäute und Cowboys damals nicht an einem Tresen gestanden hätten. Heute schon, denn jeden zweiten Samstag im Monat treffen sich auf der Forest Ranch in Forstwald Hobbyisten aus ganz Deutschland zum geselligen Beisammensein und natürlich zur Pflege der Cowboy- und Indianerkultur. Für das Wochenende gibt es zwei klare Regeln: Zivilisten müssen dann vor den Toren der kleinen Westernstadt bleiben, ebenso wie die Waffen vorm Saloon.
Darauf hat Townchef Ben, alias Gerd Dahler, stets ein Auge. Scharf geschossen wird sowieso nicht, aber die Colts sehen ziemlich echt aus, wie seine 45er. So wie alles in diesem kleinen Modell einer Westernstadt. Mit viel Liebe zum Detail haben vor 31 Jahren acht Familien mit deren Aufbau begonnen. "25 Jahre hat es gedauert, bis es so aussah wie heute", verrät Townchef Ben. Er ist der erste Vorsitzende des Vereins Forest Ranch, der 28 Mitglieder zählt.
"Der Höhepunkt des Jahres ist das jährliche Treffen aller Vereine um Pfingsten herum", sagt Ben. Er, der schon viele Sommer gesehen hat, bleibt mittlerweile aber lieber in der heimischen Ranch. Weite Wege nimmt hingegen ein Comanciero seit acht Jahren für das Hobbyistentreffen auf sich: Michael Klaus’ eiserner Gaul bringt ihn stets von Frankfurt bis an den Niederrhein. "Ich komme hierhin, weil es mir gefällt", sagt der Frankfurter, der die rheinische Mentalität schätzt.
Auch Kid Nevada, alias Baldur Sommer, hat eine enge Verbindung zur Forest Ranch: "Ich war 40 Jahre lang Bergmann. Als ich eines Tages verschüttet wurde, habe ich geschworen, dass ich eine Kapelle errichte, wenn ich lebend wieder heraus komme." Und ein echter Texasranger hält sein Wort - seine Kapelle zählt zum Inventar der Ranch und konnte bisher Zeuge von zehn Hochzeiten und sieben Taufen werden.
Der 73-Jährige hat viel in seinem Leben gesehen, selbst Bush Senior auf einem Planwagen, der anlässlich der 300-Jahrfeier durch Krefeld zog. Seit 51 Jahren pflegt Sommer das Westernhobby. "Ihm und seinem Wissen macht selbst ein Ami nichts vor", sagt ein Indianer namens Hungriger Wolf. Bei einem Blick auf seine Kette mit anhängender Pfeilspitze beschwichtigt er schnell: Hungrig sei er nur nach Wissen. Und dieses wird in der Forest Ranch gehütet und gelebt.