Ganz nah dran an der Politik
115 junge Menschen haben jedes Jahr die Möglichkeit, die politische Arbeit in Deutschland kennenzulernen.
Krefeld. Irina Konovalova hat ihr Germanistikstudium erfolgreich beendet und den anschließenden Master auch schon in der Tasche. Und das mit 22 Jahren. „Ich erlaube mir manchmal einen Scherz und erzähle den Leuten hier in Deutschland, ich wäre ein Wunderkind“, lacht sie. Ein Wunderkind ist sie nicht, sie hat ihre Ausbildung ganz einfach in einem Land mit einem anderen Schulsystem genossen. Irina kommt aus der Ukraine, wo nicht nur das Schulsystem anders ist.
Um die Beziehungen zu Ländern wie der Ukraine, Russland oder Kroatien zu fördern und zu festigen, gibt es seit mehr als 25 Jahren das Internationale Parlaments-Stipendium, kurz IPS. Mit diesem Programm bietet der Deutsche Bundestag interessierten Jugendlichen die Chance, einen Einblick in den politischen Alltag zu bekommen.
Fünf Monate hat Irina Zeit dazu. Dass sie eine der fünf Ukrainer sein würde, die aus insgesamt 50 Bewerbern ausgewählt wurden, hätte sie nicht gedacht, sagt sie.
Verantwortlich dafür ist unter anderem der Krefelder SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Scheelen. Er reist seit dem Jahr 2004 in die Ukraine und führt Auswahlgespräche für das IPS. „Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium und sehr gute Deutschkenntnisse“, sagt er. „Außerdem muss die Chemie stimmen.“
Immerhin verbringe Irina ein einwöchiges Praktikum bei ihm. Und somit auch in Krefeld. „Bernd hat mir schon sehr viel von Krefeld und der Umgebung gezeigt. Wir waren zum Beispiel am Uerdinger Hafen, an der Linner Burg und auf der Galopprennbahn im Stadtwald. Das hat mir alles sehr gut gefallen“, berichtet sie. Bei allen Freizeitaktivitäten soll natürlich auch die politische Komponente nicht zu kurz kommen. So durfte Irina auch dem Finanzausschuss beiwohnen, was für sie zuvor ein „dunkler Wald“ war, wie sie sagt. Nun allerdings habe sich der Wald gelichtet.
Ziel ist es natürlich auch, das deutsche Demokratie-Verständnis und die hiesigen Werte zu vermitteln, sowie eine kulturelle Vielfalt zu fördern. Denn vielleicht sind die Teilnehmer des IPS ja die Politiker von morgen.