Gema-Gebühr für DJs: 13 Cent für jeden Song
Ab Montag müssen Discjockeys, die digitale Kopien auflegen, Gebühren an die Gema zahlen.
Krefeld. Wenn Pierre Schweda das Partyvolk im Schlachthof mit House und Deep House zum Tanzen bringen will, hat er rund 5000 Songs zur Auswahl, von denen er zwischen 50 und 100 spielt: „Es ist einfach ein sicheres Gefühl, wenn man die alle dabei hat.“
Künftig jedoch wird er keinen Laptop mehr einstöpseln, sondern wieder die Plattenteller kreisen lassen. Grund dafür ist eine neue Gebühr, die die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) von Discjockeys einfordern wird. „Auf keinen Fall“, sagt Schweda, „werde ich die bezahlen.“
Ab Montag verlangt die Gema von allen DJs, die digitale Kopien auflegen, Geld — 13 Cent pro Song. Dabei ist es egal, ob die DJs die Songs zuvor bereits als Schallplatte, CD oder Download im Original gekauft haben. Verwenden sie zum Auflegen digitale Kopien dieser Songs, wird die Gebühr fällig.
Ebenfalls egal ist es, ob sie die kopierten Songs überhaupt spielen, entscheidend ist, ob sie sie bei ihrem Gig dabei haben. Nur wenn sie ausschließlich Originale — Schallplatten, CDs oder Downloads — mit in den Club nehmen, müssen sie nichts bezahlen.
Pierre Schweda aber kann die originalen Downloads — die er übrigens von einer legalen Plattform herunterlade — zum Auflegen gar nicht verwenden: „Meine DJ-Software legt automatisch eine Kopie an.“
Also wird er wieder Platten spielen, obwohl das teurer für ihn ist. Er schätzt, dass die gut 300 Songs, die er sich jährlich kauft, auf Vinyl viermal so viel kosten wie die digitalen Downloads inklusive Gema-Gebühr: „Aber mir geht’s ums Prinzip. Ich zahl’ nicht doppelt an die Gema. Erst beim Kaufen, dann beim Kopieren.“
Diese Prinzipientreue, vor allem aber die Wiederentdeckung des Vinyls, findet Fabian Nickesen „ziemlich cool“. Er selbst legt unter dem Namen Fabian Janssen Techno im Mikroport auf; seinem eigenen Club. Seine Begeisterung für die Rückkehr des Kollegen an die Plattenspieler hängt auch damit zusammen, dass er sie selbst nie verlassen hat:
„Ich bin alte Schule — Vinyl hat mehr Spirit und mehr Energie.“ Auch die übrigen Residents im Mikroport würden vor allem Schallplatten oder CDs auflegen. Der DJ und sein Club sind also von der neuen Gebühr an die Gema weniger betroffen, trotzdem lehnt auch er sie ab: „Alles nur Geldmacherei.“
Franco Walther, Pressesprecher bei der Gema, bestreitet das. Er verweist darauf, dass mit der Einführung der Gebühr für die DJs die entsprechende Gebühr für die Club-Betreiber wegfalle. Diesen sogenannten Laptop-Zuschlag hatten sie bisher neben ihren Abgaben für „Veranstaltungen mit Livemusik oder Tonträgerwiedergabe“ an die Gema zahlen müssen. „Mit der neuen Regelung“, betont Walther, „werden wir insgesamt weniger einnehmen.“
Im Übrigen werde es für die DJs noch bis zum Stichtag einen speziellen Rabatt geben: „Wer vor dem 1. April seine Songs kopiert, egal wie viele, muss nur eine Pauschale von 125 Euro bezahlen.“
Walther räumt allerdings ein, dass die Gema nicht die Kapazitäten habe, flächendeckend zu kontrollieren, ob alle betroffenen DJs die fälligen Gebühren bezahlen werden: „Aber wenn wir im Internet oder in der Zeitung eine Ankündigung für eine Veranstaltung finden, die uns verdächtig vorkommt, wird der jeweilige DJ Post von uns bekommen.“
Bisher hat jedoch nur die Gema Post bekommen — auf der Facebook-Seite der Verwertungsgesellschaft entfesselten wütende Besucher einen Shitstorm. Für ein paar Tage habe man daher die Kommentarfunktion abstellen müssen, sagt Walther: „Aber mittlerweile läuft es wieder moderat. Jetzt warten wir mal auf den ersten April.“