Georgia van der Rohe - Die Tochter des Architekten

Georgia van der Rohe schreibt an den Filmregisseur Hans Hinrich — und erwähnt dabei auch ihren berühmten Vater.

Krefeld. Sie war Tänzerin, Schauspielerin Filmregisseurin — und Tochter des berühmten Bauhaus-Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Pünktlich zu den Krefelder Architekturtagen „Mehr Mies“, die am Freitag beginnen, hat ein Leser einen alten Brief von Georgia van der Rohe im Familiennachlass ausgegraben und ihn der WZ zur Verfügung gestellt.

Datiert ist er auf den 21. August 1949. Georgia van der Rohe (1914-2008) schreibt an Hans Hinrich, einen deutschen Regisseur, Schauspieler und Synchronsprecher, der auch Spencer Tracy seine Stimme lieh. Hinrichs dreht zu dieser Zeit in den Bavaria Filmstudios: „Soweit es möglich war, habe ich während der Kriegsjahre Ihren Weg verfolgt und in den letzten Jahren verloren. Umso mehr freue ich mich, dass Sie wieder in Deutschland arbeiten“, erklärt die Schauspielerin.

Was folgt, ist eine Art Bewerbungsschreiben mit Fotos: Van der Rohe spielte in Wilhelmshafen, Regensburg, Nürnberg, Berlin und München. Ihre Rollen: die „junge Heldin und Salondame“. Auch ihr berühmter Vater findet Erwähnung: „In Chicago, wo ich auch meinen Vater ( . . . ) nach zehn Jahren wiedertraf, spielte ich mehrere Hauptrollen“.

Ludwig Mies van der Rohe pflegte zu seiner Familie kein inniges Verhältnis. Im Jahr 1920 verließ er seine Frau Ada und die drei Töchter. Da war Georgia, die Älteste, gerade sechs Jahre alt. 1938 emigrierte er in die USA, wo er bis zu seinem Tod in Chicago lebte.

Georgia van der Rohe suchte nach dem Wiedersehen hartnäckig die Nähe ihres Vaters. Sie besuchte ihn und drehte ab den 1950er Jahren Dokumentarfilme zum Thema Bauhaus. Doch auf Gegenliebe stieß sie erst, als der Architekt ein alter Mann war. Als 80-Jähriger bat er sie erstmals um einen gemeinsamen Urlaub. Drei Jahre später starb er.