Gut Schirmau: Waldjuwel in der Vulkaneifel
Der adelige Ableger in Rheinland-Pfalz als Erholungsort für gestresste Städter.
Krefeld. Beinahe wären die Krefelder um ein besonders schönes Fleckchen Wald in der Vulkaneifel gebracht worden. Denn die Erbabsichten von Emmy von der Leyen, kinderlose Witwe des Krefelder Baron Max Mathias von der Leyen, änderten sich häufig, je nach Stimmungslage. Mal hatte sie die Stadt Krefeld, mal die Stadt Mülheim, mal die benachbarten Mönche des Klosters Maria Laach als Erben für das Waldgut Schirmau in Auge gefasst.
Doch als Emmy von der Leyen am 9. März 1977 im Alter von 94 Jahren starb, stand es im Testament unumstößlich fest: Krefeld erbte das mehrere Häuser umfassende Waldgut in der Gemeinde Ahrweiler nebst Wäldern, Auen und Wiesen. Voraussetzung war jedoch, dass das Waldgut laut Stiftungsauftrag in einer angemessenen Frist in ein Erholungsheim für die Krefelder Bürger umgewandelt werden solle. Viel Arbeit für die Testamentsvollstrecker, da das Waldgut baulich in die Jahre gekommen war. Seine Glanzzeiten lagen wahrlich schon einige Jahre zurück.
Bei einem Militär-Manöver in der Eifel 1903 hatte sich der 1881 geborene Spross und letzte direkte Nachfahre der Krefelder Seidenfabrikanten-Dynastie von der Leyen in die Idylle der Eifellandschaft und den Hof der Schirmaue verguckt. So zögerte Rittmeister Max von der Leyen, Leutnant des 1. Garde-Ulanen-Regiments, nicht lange, als sich zwei Jahre später die Chance zum Kauf des Hofes bot. Mit dem Erwerb 1905 erfüllte er sich den Traum eines eigenen Waldgutes. Ein Architekt wurde beauftragt, auf den Bauresten des Schirmauehofes ein Waldgut zu erstellen. Geld spielte bei der Umsetzung keine Rolle.
Schon in den goldenen 1920er-Jahren hatte von der Leyen, der gegen den Willen seiner Familie die Berliner Schauspielerin Emmy Harten geheiratet hatte, nach eigenem Ausscheiden aus dem Militärdienst ein für damalige Zeit modernes Gut aufgebaut, das er bis zu seinem Tode 1967 durch Ankäufe von Acker, Grünland und Wald erweiterte.
In seinem Waldgut lebte von der Leyen die meiste Zeit seines Lebens. Erst im Alter zog das Paar in eine Villa nach Bad Godesberg. Besuche in das geliebte Gut Schirmau blieben aber an der Tagesordnung.
Auch blieb Max von der Leyen Zeit Lebens seinem Wald und der Jagd eng verbunden. Auf seinem Besitztum ließ von der Leyen viele Bäume pflanzen und betrieb intensiv Land- und Forstwirtschaft. Besonders mit den Fichten, die noch heute viele Waldabschnitte des Gutes prägen, machte von der Leyen gute Geschäfte. „Legendär waren auch seine Jagden auf Rot-, Schwarz- und Rehwild, zu denen von der Leyen mehrfach im Jahr einlud“, so der Krefelder Stadtförster Arno-Schönfeld-Simon. In einem Jagdbuch des Barons aus den 1930er-Jahren, das Schönfeld-Simon in seinem Büro vorliegt, sind Tierbestände und Jagdbilanzen exakt aufgeführt.
Bei der Übernahme des Waldgutes durch die Stadt wartete jede Menge Arbeit. Nicht zuletzt durch den gegründeten „Verein Förderkreis Gut Schirmau“ wurde das von der Leyensche Waldgut in den 1980er- und 1990er-Jahren herausgeputzt. Die Gebäude erstrahlten in neuen Glanz und die Wälder wurden nach Jahren der Vernachlässigung wieder betreut.
So entstand eine Erholungs- und Begegnungsstätte, die den Krefeldern in zwei Betriebsteilen zur Verfügung steht. So können hier von April bis Oktober Krefelder Bürger im 14-tägigen Wechsel in Einzel- und Doppelzimmern Urlaub machen. Zudem sind von Oktober bis April die Räumlichkeiten für private Feiern, von Wander- und Sportgruppen oder Firmen nutzbar.
„Ich würde mir sehr wünschen, wenn mehr Krefelder Schirmau kennenlernten. Die Gebäude und die Wälder sind auf jeden Fall die Reise wert“, so Schönfeld-Simon, der eine besondere Verbindung zum Krefelder Waldjuwel in der Eifel hat. Nachdem die Stadt 1997 den Beförsterungsvertrag mit dem Land Rheinland-Pfalz kündigte, übernahm Schönfeld-Simon die forstwirtschaftlichen Aufgaben. Mit positiven finanziellen Folgen für die Stadt. „Es war interessant, aber auch eine große Herausforderung. Schirmau liegt 400 Meter hoch, die Waldflächen bis 500 Meter hoch mit entsprechenden klimatischen Verhältnissen. Da sind Wuchsdynamik und Bodendichte anders, als im flachen Krefeld“, erklärt Schönfeld-Simon.
Und die Arbeit wird nicht weniger. „In den kommenden Jahren werden hier neue Wälder mit vielen Mischbaumarten entstehen“, blickt Schönfeld-Simon nach vorne.