Hans Liberg im Seidenweberhaus: Der muntere Melodien-Mixer

Der Niederländer Hans Liberg wirbelt die Musikgeschichte lustig durcheinander.

Krefeld. Tausende verschiedene Melodien müssen Hans Liberg durch den Kopf schwirren. Im Seidenweberhaus hämmert er mal wie ein Wahnsinniger auf die Tasten seines Flügels ein, mal streicht er zart darüber. Kein Musikstil ist ihm fremd, kein Komponist unbekannt. Er vereint gern verschiedene Stücke und Stile zu völlig neuen Liedern, oft auch mit selbst erdachtem Text.

Der Niederländer, der am Sonntag in Krefeld zu Gast war, fordert die Zuschauer auf zu raten, um welches Lied es sich handelt. Einfach ist das nicht: Liberg erschwert es immer wieder, indem er ein Werk der Klassik jazzig spielt oder umgekehrt. Musik in Moll erklingt in Dur oder andersherum. Libergs Möglichkeiten sind schier unbegrenzt.

Wenn er dazu den falschen Text singt, sei das „bitonal“, nicht etwa daneben: Die Musik sei richtig, der Text auch, nur passen sie nicht zusammen. Liberg kann sich eh keine Texte merken, und so nimmt er eigene, wo sein Gedächtnis ihn im Stich lässt. Kein Wunder, bei den vielen Noten, die in seinem Kopf sind.

In Holland würden die Leute mehr mitgehen bei Konzerten, sagt Liberg. Sie fangen sofort an zu klatschen und zu tanzen. „Bei uns gibt es sogar eine Karaoke-Version der Matthäus-Passion von Bach“, erklärt Liberg.

Auch in seinem neuen Programm „Ick Hans Liberg“ nimmt er Musikstücke regelrecht auseinander und fügt sie unter Zuhilfenahme anderer Werke wieder zusammen. Er schreckt vor kaum etwas zurück, außer vielleicht vor Dixieland, da rümpft der 57-Jährige leicht die Nase.

Manchmal greift er nur kurze Sequenzen heraus. Die Erkennungsmelodie der Telekom zum Beispiel, so behauptet Liberg, sei eigentlich von Beethoven. „Aber der brauchte sie dann am Ende doch nicht und hat sie an die Telekom verkauft!“

Liberg spielt 20 Instrumente, er hat 1997 sogar den US-Musikpreis Emmy erhalten. Er ist ein genialer Musiker, doch erst durch sein kabarettistisches Talent wird seine Show zu einem einzigartigen Event. Er vereint Klavier, Banjo, Gitarre und was an Instrumenten noch so in Griffweite ist zu fantasievollen, neuen Stücken. Durch sein sympathisches und witziges Wesen wird der Abend im Seidenweberhaus zu einer urkomischen Show. Begeisterter Applaus für einen einzigartigen Entertainer.