Heinrich Pachl kennt kein Pardon

Der Kölner Kabarettist stellt im Podio sein neues Programm „Die Spur der Scheine“ vor und teilt bissige Seitenhiebe aus.

Krefeld. "Köln hat etwas, das Krefeld nicht hat. Köln hat keine Korruption", stellt Heinrich Pachl fest und fügt hinzu, in München komme man ins Kittchen, wofür man in Köln nicht mal mehr in die Zeitung komme. Mit Klüngel kennt er sich aus, Heinrich Pachl lebt in Köln. Gut aufgelegt serviert er im ausverkauften Podio sein Programm "Die Spur der Scheine".

Er könnte gut den Mann am Tresen abgeben, mit dem man eine unterhaltsame Kneipennacht lang über Gott und die Welt herziehen könnte. Und so hat er auch gleich den direkten Draht zum Publikum, bindet es mit ein in seine Überlegungen.

"Spricht Rüttgers mit gespaltener Zunge?" Wenn eine Parteizentrale Unternehmen Gesprächsminuten mit Jürgen Rüttgers für Geld andient, dann heizt das die Fantasie des Kabarettisten an. Der noch amtierende NRW-Ministerpräsident, in der Sponsoringaffäre gut informiert von nichts wissend, kriegt sein Fett weg. "Zwei Minuten für 6000 Euro, das ist ein Quasselquickie." Und überhaupt, "wieso zischelt Rüttgers?", will Pachl wissen. "Spricht Rüttgers mit gespaltener Zunge?"

Kaum ein Kabarettist kommt an Guido Westerwelle vorbei, Heinrich Pachl stürzt sich süffisant in die "Schwippschwappwelle". Enttäuscht über den "sich selbst auffressenden Breitmaulfrosch" ist er aus zwei Gründen. "Erstens weil er Außenminister geworden ist, und zweitens weil man jetzt nichts mehr von ihm hört."

Wellen gibt es jede Menge, ob Reisewelle, Fresswelle oder Nockenwelle, "in der Politik gibt es die Westerwelle." Allerdings, "im Unterschied zur La-Ola-Welle, die per Ekstase daherkommt, arbeitet die Westerwelle mit sprachlichen Mitteln und wird von der Phrasendreschmaschine Guido in Schwingung versetzt."

Auf Kalauer der Wortverdrehung wie "Die einen wollen Volkseigentum, wir wollen ein Volk von Eigentümern" pariert Pachl so: "Der Mittelstand steckt zwischen den Besserverdienern und denen, die es nicht besser verdienen."

Der frühere Verteidigungsminister und Winzersohn Franz Josef Jung hat "Kampferfahrung mit der Reblaus", der amtierende Karl-Theodor zu Guttenberg schicke seine Frau im dekolletierten Kleid zum "größten Schwachsinn", der Bambi-Verleihung, damit sie die Laudatio für die Promis im "Ententainment" halte

Wandlungsfähig auch Roland Koch, der in die Wirtschaft will, und in Pachls Augen "ein Untoter, ein Polit-Albino, ein Zombie" ist.

Schlag auf Schlag hagelt es an Pointen, in atemberaubender Geschwindigkeit folgt das Publikum Heinrich Pachl von einer Anekdote zur nächsten.

Wer es ein bisschen gemächlicher wünscht - über "Die Spur der Scheine" hat der preisgekrönte Kabarettist ein Buch herausgegeben.