Hitzlsperger zu Gast in Krefeld
Der frühere Fußball-Nationalspieler hat das Café together besucht. Er wirbt für die Akzeptanz von Schwulen und Lesben.
Krefeld. Marco (22) und Luis (16, Name von der Redaktion geändert) sitzen entspannt vor dem Café together an der Neuen Linner Straße. Beiden spürt man keine Anspannung oder besondere Vorfreude an. Dabei sitzt im hinteren Teil des Cafés bereits Thomas Hitzlsperger, ehemaliger deutscher Fußballmeister und mehrmaliger Nationalspieler. Anfang 2013 outete er sich als erster prominenter Profi-Fußballer Deutschlands als homosexuell.
„Ich freue mich auf die Gesprächsrunde mit ihm, sonderlich aufgeregt bin ich aber nicht“, sagt Marco. Als Hitzlsperger beginnt, vor der Presse und den Besuchern des Cafés für Schwule und Lesben in Krefeld zu sprechen, hören beide jungen Männer aber dann doch aufmerksam zu.
„Ich bin hier, um mich auszutauschen, mich den Fragen der jungen Menschen hier zu stellen und sie gleichzeitig selber zu fragen“, sagt Hitzlsperger. Der ehemalige Nationalspieler sorgte mit seinem Coming Out im vergangenen Jahr für ein Novum im deutschen Profifußball, wo Homosexualität — gerade in Spielerkreisen — immer noch ein Tabuthema ist.
Dass dies in der Gesellschaft immer noch häufig der Fall ist, findet auch Café-Leiterin Janine Winkler. „Oft sehen sich nicht heterosexuell orientierte Menschen auch in unserer heutigen Zeit im Berufs- und Alltagsleben noch mit Konflikten konfrontiert“, sagt Winkler. Sie ist selber lesbisch und steht offen dazu.
Das Café bietet nicht nur Homosexuellen, sondern auch sich in einer falschen Mann-Frau-Rolle gefangenen Menschen die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten einfach Zeit zu verbringen. „Wir kochen, wir erzählen, wir haben Spaß miteinander und sind gewiss keine Selbsthilfegruppe“, sagt Winkler.
Die Akzeptanz von Menschen mit einer nicht-heterosexuellen Orientierung hat sich auch die Magnus-Hirschfeld-Stiftung zur Aufgabe gemacht, dessen Botschafter Thomas Hitzlsperger ist. „Frau Winkler hatte angefragt, ob ich nicht einfach mal vorbeikommen möchte, um mich mit den jungen Menschen hier vor Ort persönlich zu unterhalten“, erzählt der deutsche Fußballmeister von 2007.
Für die Café-Besucher ist der ehemalige Profisportler zwar interessant, aber nichts Ungewöhnliches. „Er steht in der Öffentlichkeit, aber eigentlich ist er ja nur einer von uns“, sagt Marco, der auch die anderen Standorte des Café together in Mülheim und Essen regelmäßig besucht.
„Gerade für die Homosexuellen unter 18 gibt es ja kaum die Möglichkeit, mal Gleichgesinnte zu treffen, deswegen sind die Cafés der optimale Treffpunkt“, sagt der 22-Jährige. Für Hitzlsperger, der selber aussagt, erst im Erwachsenenalter seine Liebe zu Männern entdeckt zu haben, ist die Arbeit, die die Mitarbeiter des Cafés leisten, eine grundlegende.
Eine Wertschätzung, die Janine Winkler schmeichelt. Und die Marco und Luis fast täglich als Gäste erfahren.