Imame bilden sich weiter

Die Teilnehmer sollen tiefere Einblicke in deutsche Kultur und Politik erhalten.

Krefeld. „Schade“, bedauert Imam Harun Hatipoglu. „Hätten wir ein solches Programm schon vor 50 Jahren gehabt, wir wären heute ein ganzes Stück weiter mit der Integration.“ Der islamische Geistliche von der Fatih-Moschee an der Saumstraße freut sich sichtlich über das neue Projekt der Union der türkischen und islamischen Vereine.

In einer rund einjährigen Seminarreihe, so stellt es Unions-Vorsitzender Mehmet Demir vor, sollen die Imame der Moscheen, Vereinsvorsitzende und andere Multiplikatoren gesellschaftspolitisch weitergebildet werden. Gefördert wird das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit rund 40 000 Euro. Nach München und Berlin ist es erst das dritte derartige Modell in Deutschland.

Zweimal wöchentlich sind über jeweils zwei Stunden unterschiedliche Vorträge und Exkursionen geplant. Die Themenkreise sollen den rund 20 Teilnehmern Wissen über bundes-, landes- und kommunale Strukturen vermitteln. Staatliche und nichtstaatliche Einrichtungen werden vorgestellt. Die Kursteilnehmer sollen befähigt werden, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen zu helfen.

Ein weiteres Ziel der Qualifizierung ist es, die Zusammenarbeit und Vernetzung mit Institutionen, die im Bereich der Integration aktiv sind, zu fördern. Mit der Seminarreihe sollen Vorurteile und Denkschablonen abgebaut werden — sowohl bei den Teilnehmern als auch bei der deutschen Mehrheitsgesellschaft.

Als ein „Modul“ wird der Bereich der beruflichen Bildung aufgegriffen. Berufsberater Roland Reisbitzen von der Bundesagentur für Arbeit wird über vier Unterrichtseinheiten Vor- und Nachteile sowie Möglichkeiten der dualen Ausbildung vermitteln. Dabei beschäftigt er sich speziell mit den Anliegen junger Menschen mit Wurzeln im Ausland. Reisbitzen: „Ich begrüße das Projekt und freue mich darüber, dass die Imame künftig auch als ,Botschafter‘ für die berufliche Bildung in der Stadt fungieren.“

Begleitet wird das Projekt von der städtischen Integrationsbeauftragten Meltem Söylemez. Sie verweist auf die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen an der Qualifizierung. Ein Schwerpunkt sei die Förderung der Erwerbstätigkeit für Frauen aus dem islamischen Umfeld. Gülay Köse von der Junus-Emre-Moschee in Stahldorf: „Ich bin sehr gespannt darauf, was wir in den nächsten Monaten lernen werden.“