Jeder Apfel von Hand gepflückt

2014 wird ein gutes Apfeljahr, sagen Experten. 10 000 Bäume liefern 54 Tonnen Rubin und Gala, Wellant und auch Mutzu.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Ghotra Balbir ist Apfelexperte. Wenn er sich selbst als Adam vorstellt, der von Eva im Paradies verführt werden möchte, „dann sollte sie es mit einem Wellant schaffen“, sagt der indisch-stämmige Mann und lacht. „Dieser Apfel ist süß und knackig.“ Neben dieser „kleinen Sünde“ hat der Benrader Obsthof rund 20 verschiedene knackige Sorten in Anbau und Verkauf. Die Ernte ist dort in vollem Gang. Sie verzeichnet einen deutlichen Zuwachs gegenüber der schwachen Vorjahressaison.

„Wir bauen unsere Äpfel auf rund drei Hektar Land an“, berichtet Patrick Appelbaum, Agraringenieur auf dem Obsthof. „Es wachsen dort etwa 10 000 Bäume, die jetzt zirka 180 Kisten je 300 Kilo bringen.“ In diesem Jahr habe die Ernte wegen des Wetters zwei Wochen früher begonnen, erzählt er. „Wir sind vom gewaltigen Pfingststurm glücklicherweise verschont geblieben.“ Bis Ende dieses Monats ist die fruchtige Fracht im Kühlhaus.

„Wir pflücken alles mit der Hand“, erzählt sein Kollege Balbir. Darunter sind alte Sorten wie Boskoop, der ursprünglich aus Japan stammende Mutzu oder der Rubin Fuji, ein saftig grün-roter Apfel mit weißem Fruchtfleisch. Aber auch die gängigen Sorten sind im Benrader Obsthof mit von der Partie.

Und hier kommt wieder der Wellant ins Gespräch. Kundin Elisabeth Prill schneidet sich gerade im Hofladen an der Oberbenrader Straße eine Apfelscheibe vom Probierteller. „Ich mag ihn sehr. Er ist ähnlich knackig wie der Elstar, hat Süße zum ’Reinbeißen und Säure, die gut zum Backen ist.“

Das Apfeljahr beginnt im Winter. Balbir: „Dann werden die braunen Blätter weggerecht, damit sie keine Krankheitskeime auf die Bäume übertragen. Später werden die Äste geschnitten, der Baum wird verjüngt, damit er viel trägt.“ Während der Blüte ist es spannend. „Kommt Frost, müssen wir die zarten Blätter schützen, indem wir sie beregnen und dann einfrieren lassen.“ Damit keine Schädlinge oder Krankheiten wie Mehltau ans gute Obst gelangen, wird gespritzt. Das sei aber lange, bevor die Äpfel in die Hände der Verbraucher kommen. „Da gibt es kaum Rückstände“, erklärt Appelbaum, der Mann, dessen Namen so gut zu seiner Aufgabe passt.

Wenn zu viel Obst am Baum hängt, wird ausgedünnt, damit die restlichen Äpfel groß werden. Balbir ergänzt: „Etwa 80 bis 100 Stück am Baum sind gut. Wir zählen drei Bäume, rechnen hoch, haben dann einen Durchschnitt und das richtige Augenmaß. Wir zählen nicht alle durch“, sagt er.

Der Sommerschnitt erfolgt, damit die Äpfelchen rote Backen bekommen. „Zu viele Äste versperren das Sonnenlicht. Und dann im Herbst wird endlich geerntet.“

Wer gerne Süßes nascht und dennoch auf seine Figur und die Gesundheit achten möchte, für den sind Apfelchips eine leckere Alternative. Als Ersatz für Schokolade eignen sich die getrockneten Früchte perfekt, denn sie sind süß, sättigen gut und haben nur halb so viele Kalorien wie die gleiche Menge an Schokolade.

Äpfel sind auch Flaschenkinder. Der Original Cidre besteht immer aus einem Zusammenschluss regionstypischer Apfelsorten der Normandie: Bedan, Benet Rouge oder Fréquin Rouge und Rambault sollten mindestens dabei sein. Diese Sorten entwickeln genau die Mischung aus Süße, Säure und Bitterkeit, die ein leckerer Cidre braucht.