Jesus wird als Fatschenkind in Perlen und Spitzen gewickelt

Katharina Fünders fertigt in Handarbeit Fatschenkinder, kunstvoll gestaltete Püppchen, die der Anbetung dienen.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Keine Weihnachtspredigt ohne das Evangelium des Lukas’: „Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe.“ Das ist der Mittelpunkt des Weihnachtsfestes — die Anbetung des Jesuskindes. Eine süddeutsche Ausprägung findet sich in den Fatschenkindern, kleine, liebevoll hergestellte Puppen, die den neugeborenen Jesus darstellen sollen.

Fatschenkinder entstanden schon im Mittelalter für Klöster. Die Bezeichnung kommt vom italienischen Wort fascia: Wiegenband. Es sind gewickelte Baby-Puppen, die wunderschön geschmückt werden. Zum Beispiel von Katharina Fünders. Ihr Name gemahnt an ihren Schwiegervater, der an der Krefelder Werkkunstschule tätig war.

Katharina Fünders hat sich ihr Leben lang für Kunst und Kunsthandwerk interessiert. Der Impuls für die eigene Herstellung der Fatschenkinder kam von ihrer Tochter, die die Anregung in Süddeutschland aufnahm und die Idee ihrer Mutter präsentierte. „Schnell geht das nicht“, sagt die mittlerweile 81-jährige Dame. Schon im Herbst muss man mit der Herstellung beginnen, um Heiligabend fertig zu sein. Sie schmückt ihre Puppen mit Gold- und Silberdraht, mit Brokat und Litzen, mit Borten, Perlen und Spitzen, mit Gold und Bordüren. Allen Fatschenkindern gemeinsam ist der kleine gewickelte Körper. Die Verschönerung und Gestaltung liegt in der Hand des Künstlers. G

Fatschenkinder gibt es nicht nur in Süddeutschland und den Alpen; auch hiesige Werkstätten und Museen haben sich dieser Art der Anbetung verschrieben. Im Wallfahrtsort Kevelaer etwa zeigt ein Raum zahlreiche Fatschenkinder. Die christliche Abteilung im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte besitzt Fatschenkinder und versammelt auch weitere wächserne Arbeiten in christlicher Tradition. Die gewickelten Jesuskinder liegen in Krippen oder Pappschachteln, in gläsernen Kästen oder Vitrinen. In den Klöstern galten sie als „Seelentrösterlein“. Den Novizinnen und Nonnen wurden die Jesus-Püppchen beim Eintritt ins Kloster gestattet. Weltlichen Liebhabern dieser wunderschönen Figuren ist jederzeit der Zugang gestattet. Manchmal kommen Figuren zu ihren Schöpfern zurück: „Eine Freundin hat mir die Fatscherl vererbt, die ich für sie angefertigt hatte“, erzählt Katharina Fünders.