Jürgen von der Lippe gibt Lebenshilfe für Senioren

Jürgen von der Lippe begeistert seine Fans im ausverkauften Seidenweberhaus — mal lustig, mal deftig, doch stets charmant.

Krefeld. Er ist Deutschlands berühmtester Hawaiihemd-Träger und seiner polarisierenden Berufskleidung stets treu geblieben — auch während seiner beeindruckenden Karriere als TV-Entertainer.

Seit Jahrzehnten rätselt die Nation, ob sein Outfit eher weltmännisches Lebensgefühl ausdrückt oder als Unterschicht-Indikator zu werten sei. „Würden Nerze Hawaiihemden tragen, würde man ihnen nicht das Fell über die Ohren ziehen“, rechtfertigt er sich mit dem ihm typischen verschmitzten Lächeln.

Sein Charme begleitet den 62-jährigen Komiker auch bei seinem Auftritt im ausverkauften Seidenweberhaus. Der routinierte Moderator weiß, wie man sein Publikum fesselt. Gelegentlich unternimmt er Abstecher auf die Theaterbühne. Im Laufe seiner Karriere hat er diverse begehrte Auszeichnungen eingeheimst, wie den Bambi, den Echo und sogar zweimal den Adolf-Grimme-Preis.

Das beweist zugleich seine Vielseitigkeit als Medienmann, Entertainer, Komiker und Musiker. Beruflich wäre für ihn als Alternative allenfalls Pathologe in Frage gekommen. „Da gibt es keine Reklamationen.“

In seinem neuen Programm „So geht’s“ gibt er einen Comedy-Crash-Kurs für ältere angehende Comedians und Lebenshilfe für Senioren. Er kokettiert mit seinem Bauch und seinem Alter: „Übergewichtige, ältere Männer sind treuer.“ Und er bevorzugt eine mechanische Waage, weil man die „Vornullen“ und durch Abstützen auf dem Waschbecken überlisten kann. Sein Wortwitz ist heftig und trifft ins Mark, wenn er die Stewardess als Saftschubse und die hässliche Flugbegleiterin als Notrutsche bezeichnet.

Größere Teile seines Programms spielen sich knapp ober- oder unterhalb der Gürtellinie ab. Das wissen seine Fans — und deshalb gehen sie wohl auch zu seinen Veranstaltungen. Allerdings versteht es Jürgen von der Lippe, nie zu weit ins Geschmackstal abzurutschen.

Auch bei Kalauern wie diesen lachen seine Fans Tränen: Gott zu Adam mit der guten Nachricht: „Ich habe Dir ein Gehirn und ein Geschlechtsteil gegeben. Die schlechte: Du kannst nicht beide gleichzeitig benutzen.“

Sein Musikprogramm, unterstützt von Mario Hené (Gitarre) und Wolfgang Herder (Keyboard), wird gegen Ende zunehmend besser, als er von Volksmusik-Klängen auf „Rock ‘n Rollator im Seidenweberhaus“ schwenkt. Hinreißend seine Imitationen von Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg und Peter Maffay, noch stärker sein Auftritt als Hochwürden im Talar mit der Karikatur eines Geistlichen.