Kabarettist Martin Zingsheim: Achterbahnfahrt mit Wortakrobatik

Shootingstar Martin Zingsheim begeistert in der Kulturrampe mit der Vorpremiere seines neuen Programms.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Martin Zingsheim wird die Kabarettszene der Zukunft sicherlich mit prägen.“ Mit diesem Zitat aus der WZ hatte das kabarettistische 29-jährige Naturtalent aus Köln die Vorpremiere seines neuen Programms „Kopfkino“ in der Kulturrampe angekündigt. Der Applaus des begeisterten Publikums verriet ihm, dass er am 1. Oktober selbstbewusst zur Premiere antreten kann, um in keiner geringeren als in der Münchener Lach- und Schießgesellschaft in München die höheren Weihen zu erhalten.

Zweieinhalb Stunden lang zündete das begnadete Ausnahmetalent ein Feuerwerk an kabarettistischer Vielfalt. Obwohl noch jung an Jahren, beherrscht der letzte Gewinner der Krefelder Nachwuchskrähe den Umgang mit der deutschen Sprache so virtuos, dass man höllisch aufpassen muss, um seinen hintergründigen Wortwitz nicht zu verpassen.

Dabei bereitet es dem Wortakrobaten diebische Freude, sein Publikum ein ums andere Mal zu überraschen. Deutscher Expressionismus sei, wenn man zwei „Expressis“ bestelle.

Er kann auch lästern, aber selbst dann augenzwinkernd: „Alle elf Sekunden verliebt sich einer auf parship.de. Ich glaube, es ist immer derselbe.“ Oder: „Selbst, wenn man mal denkt, man muss ja nicht gleich alles raushauen.“

Seine hinreißende Komik und seine geistreichen gesanglichen Einlagen begleitet er am Keyboard — mal frech, mal nachdenklich, mal bissig, aber nie belehrend. So etwa, wenn er die Koalitionsverhandlungen der Regierung nonchalant als Sedierungsgespräche bezeichnet.

Sein Programm ist in jedem Punkt anspruchsvoll: Mit jedem Satz, mitunter sogar per Wortstakkato, zwingt er seine Zuhörer zum Mitdenken. Kopfkino halt. „Ich kann nicht raus aus meiner Haut, ich bin zu porentief“, nimmt er sich selbst auf die Schippe.

Genau diese Offenheit, gepaart mit seinem spitzbübischen Mutterwitz, lassen vor allem sein weibliches Publikum dahin schmelzen. Dazu passt seine Ablehnung von Vorbildern. „Kümmern Sie sich nicht um Alice Schwarzer, behandeln Sie Frauen an sich gut.“

Erst nach mehreren Zugaben gaben sich die Zuhörer zufrieden, trunken von seiner schwindelerregenden wortreichen Achterbahnfahrt, erst recht als Zingsheim verkündete, am 9. Dezember erneut in der kleinen aber stimmungsvollen Rampe aufzutreten. Das habe er in der Pause kurzfristig vereinbart,