Karl Engels - Kleine Feierstunde für den ältesten Streitschlichter
Karl Engels hat seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er blickt auf eine 35-jährige Tätigkeit als Schiedsmann für seinen Stadtteil zurück. Jetzt wurde er im Rathaus geehrt.
Krefeld. Karl Engels ist Deutschlands ältester aktiver Schiedsmann. Kürzlich feierte der Krefelder seinen 90. Geburtstag. Der Krefelder? Hier setzt Engels klare Grenzen. „Ich bin gebürtiger Uerdinger, mit Leib und Seele“, betont er nachdrücklich.
In Uerdingen ist der vitale Senior bekannt wie ein bunter Hund. Da kann sich ein kurzer Spaziergang zum Bäcker schnell zu einem den Nachmittag füllenden Programm ausweiten. „Kommt ganz darauf an, wen man unterwegs trifft.“
In einer kleinen Feierstunde gratuliert Stadtdirektorin Beate Zielke dem Geburtstagskind und blickt auf seine 35-jährige ehrenamtliche Tätigkeit für den Schiedsamtsbezirk Krefeld-Uerdingen zurück. „Sie sind ein Urgestein des Schiedsmannwesens und ein Uerdinger Original.“ Karl Engels wurde 1976 Schiedsmann — „In dem Jahr habe ich Abitur gemacht“, erinnert sich Zielke lachend.
Viele Ehrungen begleiten seinen Weg. So erhielt Engels für sein Engagement den Ehrenteller der Stadt Krefeld, das Stadtsiegel und 1989 das Bundesverdienstkreuz.
Im Namen der Justizverwaltung reiht sich Johann Schwarz, Direktor des Amtsgerichts, in die Schar der Gratulanten ein. Als Richter sei er dem Schiedsmann Engels dankbar, dass er mit Eleganz und Leichtigkeit durch seine klugen Vergleiche viele Verfahren erledigt hätte. Eine enorm wichtige Funktion werde ganz im Stillen ausgeübt.
Im Namen von 10 000 Schiedsmännern und -frauen gratuliert auch Heinz-Günther Roeder, Vorsitzender der Bezirksvereinigung Krefeld-Moers des Bundes Deutscher Schiedsmänner. Er würdigt Karl Engels als „Nachbar unter Nachbarn, der immer für die Bürger tätig ist“.
Die Geschichte Uerdingens sei mit Schiedsleuten tief verbunden, stellt Roeder in einem kurzen historischen Rückblick fest. Bis zu seiner Pensionierung vor 27 Jahren arbeitete Karl Engels außerdem als Sozialversicherungsfachangestellter.
In seinem Ehrenamt als Schiedsmann konnte er stets erfolgreich schlichten und Unstimmigkeiten aus der Welt schaffen.
Das Geheimnis seines Erfolgs? „Ich bin der Jüngste von acht Geschwistern. Da lernt man früh, Streit zu schlichten“, antwortet Karl Engels gewitzt. Außerdem habe er einfach Freude am Konsens. Die Menschen sollten viel mehr miteinander reden. „Nachbarn müssen sich immer in die Augen schauen können“, betont er und ist ein wenig betrübt über die oft nichtigen Streitthemen, die außergerichtlich bei ihm landen. „Es gibt nichts Schlimmeres als Zäune oder Hecken“, weiß Engels aus Erfahrung.
Generell seien die Fälle ein Pendant zu den vier Jahreszeiten: Im Frühjahr gibt es Streit um Neupflanzungen, im Sommer schimpfen alle über das Grillen der anderen, im Herbst über das viele Laub, das auf das Nachbargrundstück fällt, und im Winter ist dann die Streupflicht das Hauptstreitthema.