Kostenlose Heißgetränle für Bedürftige: Ein geschobener Kaffee, bitte

Karin Mast will die Idee von einem kostenlosen Heißgetränk für Bedürftige in Krefeld umsetzen. Sie sucht Unterstützer.

Krefeld. Die Krefelderin Karin Mast ist von dem Gedanken begeistert. Zwei Personen geben in einem Kaffee oder einer Bäckerei eine Bestellung auf: „Fünf Kaffee bitte, zwei für uns und drei aufgeschoben.“ Sie zahlen alle fünf und gehen. Kommt eine bedürftige Person herein, die sich selber keinen Kaffee leisten kann, bekommt sie ein bereits bezahltes heißes Getränk. „Ich bin übers Internet aufmerksam geworden, auf diese einfache Art zu helfen,“ sagt die 69-Jährige. In Elisabeth Kreuel von Emmaus hat sie Unterstützung gefunden.

Die Idee feierte 2010 in Neapel bereits ihren 100. Geburtstag. Dort, in der italienischen Stadt, ist die Tradition des aufgeschobenen Kaffees als „caffe sospeso“ oder „caffè pagato“ geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg konnten sich viele Italiener selbst einen Kaffee nicht mehr leisten. Die, die es noch konnten, gewöhnten sich deshalb an, für zwei zu bezahlen. Einen tranken sie selbst, der andere wurde „aufgehoben“. Wenn nun ein Armer den Raum betrat, wurde ihm eine Tasse angeboten. Seither geht diese Idee um die Welt und ist in den USA als „Suspendet Coffees“ etabliert.

In den sozialen Netzwerken hat Karin Mast die Idee für Krefeld gepostet und inzwischen viel Zuspruch erfahren. Deshalb sucht sie nun gemeinsam mit der Emmaus-Geschäftsführerin Kontakt zu interessierten Betreibern von Cafés, Bäckereien und Gaststätten. Auch weitere Ideengeber sind willkommen. „Die Frage ist doch, wie kann man eine solche Idee mit möglichst wenig Bürokratie umsetzen.“

Denkbar für sie ist das Erstellen einer Liste mit teilnehmenden Ausschenk-Orten und von Plakaten und Infoblättern, die auf die Aktion aufmerksam machen. Plakate an der jeweiligen Tür weisen den Weg. Auf der Theke dort könnte eine gläserne „Spardose“ für spendierwillige Gäste stehen. „Und wenn ein Bedürftiger rein kommt und danach fragt, bekommt er seinen Kaffee oder auch Tee, wenn Geld im Glas ist“, erklärt Karin Mast.

Neben großem Zuspruch für ihr Vorhaben haben sie aber auch Warnungen und Fragen erreicht. Beispielsweise, ob man dabei garantieren könne, dass der geschobene Kaffee auch tatsächlich Bedürftige erreiche und nicht die stadtbekannten Schnorrer. Oder ob gesichert sei, dass das im Voraus bezahlte Geld auch wirklich für diesen Zweck verwendet werde. Karin Mast will deshalb zunächst gezielt teilnehmende Ladenbesitzer in anderen Städten auf ihre Erfahrungen ansprechen.