Krefeld Hautnah Krefelds Süden ist bunt und vielfältig

Gisela Brendle-Vierke ist Vorsteherin im Bezirk Süd. Sie kennt ihn und wirbt für seinen Charme.

Foto: Dirk Jochmann

Süd. Krefeld-Süd, wo liegt das eigentlich? Diese Frage taucht in Gesprächen regelmäßig auf, wenn von dem Stadtteil die Rede ist, der am Bahndamm beginnt, das Gelände rund um die Heideckstraße und den Hauptfriedhof umfasst und begrenzt wird von der Untergath und dem Dießemer Bruch.

Flächenmäßig ist es der kleinste Bezirk Krefelds, und es leben hier rund 17 000 Menschen in ganz unterschiedlichen Wohnsituationen. Da gibt es die preiswerten Altbauwohnungen, die zweigeschossigen Wohnhäuser aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, von den heutigen Eigentümern renoviert und selbst bewohnt.

Die Häuser der Wohnstätte und der Allgemeinen Wohnungsgenossenschaft (AWG) an der Leysnerstraße prägen das Bild, dazu kommen neu erschlossene Siedlungsbereiche. Dann gibt es die Häuser, bei denen die Eigentümer das Interesse an den Immobilien aufgegeben haben, und durchaus überraschend stehen dann plötzlich Arbeitsgerüste an Gebäuden, die danach in neuen Farben erstrahlen.

Gisela Brendle-Vierke, Bezirksvorsteherin

Die Menschen, die in diesem Bezirk wohnen, haben ganz unterschiedliche soziale Lebenssituationen — aber sie stellen ein buntes, friedliches Völkchen dar, das ein Abbild unserer Gesellschaft widerspiegelt. Da sind die Mütter und Väter aus allen Nationen, die schon frühmorgens ihren Nachwuchs zu einer der neun Kindertagesstätten beziehungsweise Familienzentren bringen und dann ganz schnell in die Autos springen, um zum Job zu kommen oder aber sich mit den anderen Eltern ein Schwätzchen in der jeweiligen Landessprache gönnen.

Da sind die jungen Erwachsenen, unterwegs mit dem Rad, zu Fuß, mit Bus und Bahn, die speziell in Lehmheide preiswerten eigenen Wohnraum gefunden haben. Fast dörflich wirkt die Szene rund um die jeweiligen Einkaufsstätten, wo man sich trifft, sich austauscht und die kurzen Wege nach Hause genießt.

Man kennt sich also im Krefelder Süden, entweder durch die Nachbarschaften, die Kleingartenvereine, die Schulen, die Bürgervereine, die Treffen in den Gemeindeeinrichtungen der verschiedenen Religionen, durch Vereine oder aber durch das Verweilen mit Freunden im öffentlichen Raum.

Als Bezirksvorsteherin bin ich stolz darauf, dass hier in Dießem/Lehmheide eine große Anzahl von wichtigen Kultureinrichtungen beheimatet ist wie zum Beispiel die Fabrik Heeder am Platz der Wiedervereinigung, das private Theater hintenlinks, der Südbahnhof, aber auch die Hochschule Niederrhein und es eine Konzertreihe wie die der Freunde der Walker-Orgel in der Lutherkirche gibt. Auch die zwei Grundschulen — Regenbogenschule und Buchenschule — sowie die mehrfach für ihre engagierte Arbeit preisgekrönte Kurt-Tucholsky-Gesamtschule zähle ich zu den Kultureinrichtungen.

Engagement findet im Süden noch einen besonderen Niederschlag: Es gibt eine intensive Vernetzung der aktiven relevanten Gruppen und Einrichtungen in der Interessengemeinschaft Krefeld-Süd. Ziel ist eine regelmäßige Information über die Aktivitäten der jeweiligen Gruppierung, um zu prüfen, wer macht was und wie können wir uns unterstützen. Zwei St. Martinszüge mit zusammen mehr als 2000 gepackten Tüten sind sicher auch ein Rekord!

Das Freizeitzentrum Krefeld-Süd an der Kölner Straße leistet seit Jahrzehnten intensive Arbeit mit Kindern, Eltern und Jugendlichen, bietet Trainingsmöglichkeiten für diverse Vereine — zum Beispiel die Krefelder Majoretten — und auch die Krefelder Tafel hat hier eine Ausgabemöglichkeit gefunden. Die Skaterbahn an der Ritterstraße wird von Jugendlichen aus der ganzen Stadt begeistert genutzt.

Helios-Klinikum und Maria Hilf/Alexianer Krankenhaus sind hier im Bezirk beheimatet, mehrere Senioreneinrichtungen und das Haus der Familie gehören ebenfalls dazu.

Und dann entlasten wir so manchen anderen Krefelder Bezirk durch das Angebot von Notschlafstellen und sozialen Einrichtungen zur Fürsorge für Mitbürger. Natürlich hat dies zur Folge, dass sich diese Szene im öffentlichen Raum widerspiegelt, aber ein Bezirk wie Dießem/Lehmheide beziehungsweise der Krefelder Süden lebt von und mit seinen Menschen. Hier sind es viele große, kleine, weiße, schwarze, gelbe, alte und junge, die eigentlich nur eines wollen: ihr Leben in der Gemeinschaft selbst zu gestalten.

Meine Aufgabe als Bezirksvorsteherin sehe ich zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen des Gremiums darin, die Bedürfnisse zu prüfen, unseren Einfluss geltend zu machen und an alle Menschen in unserem Bezirk zu appellieren, ihren persönlichen Anteil zum freundlichen und friedlichen Miteinander zu leisten.

Für das „Gesicht“ des Bezirks sind wir allerdings selber verantwortlich — Müll fällt nun mal nicht vom Himmel . . .

Auch wenn viele der Krefelder in der Regel unsere schnellen Verkehrswege nur zur Weiterfahrt nutzen — am Ende des Lebens kommt so mancher doch für lange Zeit hierher, zur letzten Ruhe auf dem ehrwürdigen, grünen Hauptfriedhof.