Digitale Werbetafeln: Stadt Krefeld ignoriert Polizei-Warnung

Bereits im März hatte die Behörde auf Sicherheitsrisiken hingewiesen. Jetzt gab es an der Untergath wieder einen Unfall.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Der Ärger um die digitale Riesen-Werbetafel an der Untergath in Oppum spitzt sich zu. Nach Informationen unserer Zeitung, hat die Polizei bereits vor Monaten Bedenken bezüglich der Sicherheit geäußert, die die Stadt offenbar bis heute ignoriert.

Es ist noch nicht lange her, dass eine 80-jährige Frau auf der Untergath von einem Auto angefahren und schwer verletzt wurde. Jetzt kam es an der Kreuzung zwischen Untergath und Hauptstraße erneut zu einem Unfall: Am vergangenen Donnerstagmorgen hatte dort ein Autofahrer beim Linksabbiegen einen E-Bike-Fahrer übersehen. Der Mann stürzte und kam mit leichten Verletzungen davon.

Auch wenn die Polizei bei dem Unfall keinen direkten Hinweis für einen Zusammenhang mit der von Stadt und Ströer aufgestellten digitalen Werbetafel sieht, von der bislang nur der Sockel im Kreuzungsbereich steht, — für Thilo Forkel, CDU-Sprecher in der Bezirksvertretung Oppum-Linn, ist es nur ein weiterer Beweis dafür, dass die Riesen-Werbe-Wand die Gefahrensituation an der Untergath zusätzlich verschärfen wird. Um darauf öffentlich aufmerksam zu machen, hat Forkel eine Demonstration beantragt, die für eine Stunde lang den stark befahrenen Kreuzungsbereich in Oppum lahmlegen soll (die WZ berichtete). Dafür hat die Polizei jetzt grünes Licht gegeben: Am 9. Dezember werden Beamte in der Zeit zwischen 15 und 16 Uhr die Hauptstraße von der Bischofstraße bis zur Untergath für Forkels Protest-Veranstaltung absperren. „Ich sehe es als meine Bürgerpflicht, hier Flagge zu zeigen“, sagt der CDU-Mann und warnt: „Wenn da etwas passiert, dann ist das wie bei der Loveparade.“

Tatsächlich hatte die Polizei nach WZ-Informationen bereits im März in einem internen Schreiben an die Verwaltung ihre Bedenken bezüglich der digitalen Werbetafeln im gesamten Stadtgebiet geäußert. Ein Polizeisprecher erklärt auf Nachfrage: „Jede Ablenkung vom Straßenverkehr ist gefährlich. Es ist nachgewiesen, dass solche Werbetafeln dem nicht zuträglich sind — das ist wie im Auto aufs Handy zu schauen. Allem, was das Thema Ablenkung vom Straßenverkehr betrifft, stehen wir kritisch gegenüber.“

Wie die Stadt zu dem Schreiben der Polizei steht, dazu war am Montag keine Stellungnahme zu bekommen. Wohl aber zur generellen Wahl der Standorte für die Reklametafeln: „Der Aufbau der digitalen Informationsvitrinen erfolgt bewusst an den frequenzstärksten Knotenpunkten der Stadt im direkten Kreuzungsbereich, da hier Werbesituationen gegeben sind und somit die Werbesituationen wahrgenommen werden können.“

Im Mai hatte die Verwaltung die Fachsprecher aller Fraktionen zu einem Infogespräch geladen, zu dem auch Manfred Läckes, als Sprecher der CDU im Bauausschuss, gekommen war. Bedenken bezüglich der Sicherheit habe Stadtkämmerer Ulrich Cyprian mit erfolgreichen Pilotprojekten in Wuppertal und Köln quittiert und erklärt, „dass die Polizei keine Einwände“ gegen die Werbetafeln habe, berichtet Läckes.

Derweil spricht sich auch der Gestaltungsbeirat (GSB) kritisch gegen die digitalen Roadscreens aus: „Es ist pikant, dass bei einer meterlangen Blindfahrt durch die Benutzung von Smartphones empfindliche Strafen drohen, hingegen das Betrachten von animierten Bildern auf Roadside Screens nicht geahndet wird“, heißt es in einem Schreiben als Reaktion auf die Berichterstattung der WZ. Der Gestaltungsbeirat stimme „dieser Art von großflächigen Werbeträgern im Straßenraum nicht zu“. Der Gegenvorschlag: „Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn man gemeinsam mit der Verwaltung Richtlinien entwickelt, um eben das zu vermeiden, was am Weeserweg/St. Töniser Straße bereits so arg misslang.“